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Sofia Portanet – Chasing Dreams
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Sofia Portanet – Chasing Dreams

Sofia Portanet veröffentlichte im April 2024 ihr zweites Album „Chasing Dreams“, welches u.a. ihre erfolgreichen Singles „Real Face“ und „Unstoppable“ enthält. Als besonderen Bonustrack wurde eine zerbrechliche Piano-Version des Popwunders „Real Face“ gemeinsam mit dem Pianisten Chilly Gonzales aufgenommen. Das Album bietet zudem ein „Lust“- volles Duett mit Tobias Bamborschk, bekannt als Sänger der deutschen Rockband Isolation Berlin. Nach ihrem Debüt „Freier Geist“ aus dem Jahr 2020 setzt sie mit „Chasing Dreams“ ihren künstlerischen Weg konsequent fort.

Das Albumcover zeigt ein stilisiertes, dramatisch inszeniertes Portrait der Künstlerin mit einem intensiven, verträumten Blick. In ihrer Hand hält sie einen leuchtenden, futuristisch anmutenden Bogen, als würde sie gerade einen leuchtenden Pfeil abschießen – eine Metapher für Zielstrebigkeit und das Streben nach Träumen. Der Schriftzug oben rechts präsentiert den Künstlernamen „Sofia Portanet“ in einer kantigen, progressiven Schrift, die an Metal- oder Sci-Fi-Typografie erinnert. Darunter befindet sich der Titel des Albums: „Chasing Dreams“, der gut zur visuellen Darstellung passt – das Bild symbolisiert bildlich das Jagen mit dem Bogen nach Träumen.

Das kunst- und pop-ästhetische Album beginnt mit dem Intro „Ich bin“, einem Lied über Sehnsucht und der Suche nach der eigenen Identität. Dieser Song knüpft nahtlos an das Konzept ihres ersten Albums an und oszilliert dabei in der Tradition der rilke-, heine, und goethe’ischen Dichtkunst, die bereits bei „Freier Geist“ im Mittelpunkt stand. Damit schuf Sofia Portanet einen emotionalen Einstieg, der die Verbindung zwischen den beiden Werken verdeutlicht. Gleichzeitig zeigt „Chasing Dreams“ persönliche Sequenzen, die hörbar verarbeitet und reflektiert werden.

Der eindringliche Ohrwurm „Real Face“ handelt von einem tiefen Wunsch nach Authentizität und Selbstakzeptanz. Die Sängerin berichtet, wie sie sich früher hinter äußeren Dingen wie teurer Kleidung, Make-up und einem scheinbar perfekten Leben versteckte, um ihre inneren Schmerzen und Einsamkeit zu verbergen. Trotz des äußeren Glanzes fühlte sie sich innerlich zerbrochen und einsam. Das Lied vermittelt die Botschaft „It’s okay, not to be okay“ und steht für die Befreiung, sich selbst zu akzeptieren und den eigenen Weg jenseits gesellschaftlicher Erwartungen zu gehen.

Der Song „Unstoppable“ erzählt von Selbstermächtigung, Resilienz und dem Überwinden von Rückschlägen; wie sie nach einem Scheitern stärker denn je wieder aufsteht, ihre Narben mit Stolz trägt und optimistisch bleibt. Sie konzentriert sich auf sich selbst, wertschätzt ihre innere Kraft und Leidenschaft, statt materiellen Besitzes und sieht sich als unaufhaltsam und selbstliebend. Das Lied vermittelt die Botschaft, dass man trotz Schwierigkeiten durch eigene Energie und Entschlossenheit Kraft schöpfen kann und selbstbestimmt sein sollte.

„Entre nos lèvres“ ist ein poetisches Lied über die Kraft der Intimität, die uns nicht nur mit dem anderen, sondern auch mit uns selbst in Kontakt bringt. Der Song umschreibt die Sehnsucht nach Ganzheit und Selbsterkenntnis durch intime Nähe zu einem anderen Menschen. In einem Wechselspiel aus englischen und französischen Zeilen dreht es sich um den Wunsch, die „vollständige Version“ seiner selbst zu werden – einschließlich der verborgenen, verletzlichen oder unerkannten Seiten.

In der kraftvollen Hymne „My Time“ geht es um Selbstfindung, das Überwinden von Dunkelheit und den Moment, in dem man das eigene Leben selbstbestimmt in die Hand nimmt. Das Lied verdeutlicht eine innere Reise vom Verlorensein in der Dunkelheit und Depression bishin zu Klarheit, Selbstbewusstsein und Hoffnung. Es zeigt den Weg der Heilung: Obwohl man zerbrochen war, hat man sich wieder zusammengesetzt und daraus Stärke gewonnen. Es geht darum, fremde Erwartungen abzuschütteln – anstatt nach den Regeln anderer zu leben, wählt man nun den eigenen Weg. Das Gefühl, endlich angekommen zu sein, wird durch die Zeile „Wherever I go, I’m home“ vermittelt – eine innere Heimat statt äußerer Orientierung. Der Refrain unterstreicht den Triumph über innere und äußere Hürden.

Der Song „Paralysed“ ruft die Themen Verlust, Vergangenheitsbewältigung und persönliches Wachstum auf, worin die Sängerin ihre tiefen Gefühle nach dem Ende einer wichtigen Beziehung schildert, die von Schmerz und Melancholie geprägt ist, aber letztlich zu einer Erkenntnis führt, dass die Trennung notwendig für ihr persönliches Wachstum war.

Das spanische Lied „Coplas“ nimmt eine bedeutende Stellung auf dem Album ein, da es eine Coverversion eines Werkes von Antonio Portanet ist, dem Vater der Künstlerin. Antonio Portanet war in den 1970er und 1980er Jahren als Sänger und Gitarrist aktiv und veröffentlichte eigene Alben. Der Song verbindet typische Elemente spanischer Folklore mit der Lyrik des Dichters Antonio Machado und umrahmt individuelle Facetten wie Selbstfindung und Vergänglichkeit. Die Interpretation des Liedes ist eine liebevolle Hommage an ihren Vater und unterstreicht dessen prägenden Einfluss auf ihre musikalische Entwicklung.

Mit „Chasing Dreams“ ermutigt Sofia Portanet dazu, das Leben authentisch und mutig zu leben – trotz Rückschlägen, mit offenem Herzen und voller Vertrauen zu sich selbst. Inhaltlich besticht das Album durch eine intensive Mischung aus Melancholie und innerer Stärke. Ebenso beeindruckt das Werk mit einer Vielfalt an verschiedenen Stilrichtungen, sowie der kraftvollen sprachlichen Ausdruckskraft der Künstlerin.

Das beeindruckende zweite Album spiegelt ihre künstlerische Entwicklung und ihre persönliche Tiefe eindrucksvoll wider. Mit einer gelungenen Mischung aus introspektiven Texten, eingängigen Melodien und einer starken visuellen Ästhetik schafft sie es, die Hörenden auf eine emotionale Reise mitzunehmen. Das Album verbindet poetische Elemente mit facettenreichen, modernen Pop- und Indie-Sounds und zeigt Sofia Portanet als eine Künstlerin, die authentisch und mutig ihren Weg geht.

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