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we are ALVA – Proud Snail!
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we are ALVA – Proud Snail!

Indem ich mich dir zeige, indem ich für dich leuchte – erkenne ich auch mein eigenes Licht.

we are ALVA ist mehr als eine Band – sie sind ein Kollektiv der leisen Stärke, der poetischen Klarheit und der musikalischen Intimität. Gegründet 2020 in Freiburg im Breisgau, vereint die fünfköpfige Gruppe internationale Wurzeln und eine gemeinsame Vision: Musik als Raum für Begegnung, Verletzlichkeit und Resonanz.

Im Zentrum steht die Sängerin Jannike, deren Stimme zwischen Zartheit und Entschlossenheit oszilliert. Gemeinsam mit Gitarrist Jan, ihrem kreativen Partner, bildet sie das Herzstück der Band. Ergänzt wird das Duo durch Victoria, eine Musikerin mit norwegisch-mexikanischen Wurzeln, sowie zwei weiteren Mitgliedern aus Deutschland und Brasilien – ein bewusst offenes Ensemble, das Vielfalt nicht nur lebt, sondern klanglich erfahrbar macht.

Ihre Musik bewegt sich zwischen Indie-Pop, Singer-Songwriter und kammermusikalischer Reduktion. Piano, Streicher, selbstgesampelte Drums – jedes Element dient der Atmosphäre, nicht dem Effekt. Songs wie „light“ aus diesem Debüt zeigen, wie tief we are ALVA in emotionale Räume vordringen können: „I shine for you – and hence shine for myself“ ist nicht nur eine Zeile, sondern ein Manifest für Verbindung durch Authentizität.

Mit „All I Really Want“ eröffnen we are ALVA ihr Debütalbum mit einem eindringlichen Aufruf nach echter Verbindung – jenseits von Fassaden und Selbstgerechtigkeit. Der Song konfrontiert liebevoll, aber bestimmt die Arroganz eines Gegenübers, das urteilt, ohne zu verstehen. Zwischen kritischen Zeilen und schwebendem Refrain entfaltet sich ein Wunsch, der alles durchdringt: „All I really want is your love.“

Das Herz- und Titelstück „Proud Snail!“ schaltet bewusst einen Gang runter. In einer Welt, die sich rastlos und überdreht anfühlt, feiert der Song den eigenen Rhythmus. Unvollkommenheiten werden als Stärken begriffen, das Aussteigen aus dem Hamsterrad wird zur Einladung. Mit treibendem Groove und warmem Indie-Pop verwandelt sich Selbstreflexion in einen empowernden Mitsing-Moment.

„One Day“ beschreibt eine Welt im emotionalen und gesellschaftlichen Ausnahmezustand: Burnout, Entfremdung, Klimakrise, Hass und Orientierungslosigkeit. In fragmentarischen, fast stakkatohaften Versen entsteht ein kollektives Gefühl von Überforderung – „Desk place / Death race / Everything the same pace“. Doch im Refrain öffnet sich der Song zu einem hoffnungsvollen Appell: „Cause we are not here to fight each other.“

Mit „What Love Should Be“ gelingt we are ALVA eine der lyrisch stärksten Balladen des Albums – eine leise, aber klare Abrechnung mit gesellschaftlichen Vorstellungen von Liebe und Identität. Der Song stellt die Frage, was Liebe wirklich bedeutet, und zeigt in alltäglichen Szenen, wie Rollenbilder unser Fühlen prägen. Die Zeile „Imitation creates identity“ bringt das Thema auf den Punkt. Musikalisch bleibt das Stück zurückhaltend und schwebend – getragen von Jannikes sanfter, entschlossener Stimme.

Die zarteste Veröffentlichung des Albums ist „Light“, eine tiefgründige Ballade über Verletzlichkeit, Selbstannahme und die stille Kraft inneren Leuchtens. Entstanden im Schatten eines Apfelbaums und inspiriert von einem Zitat des Dalai Lama, entfaltet der Song eine stille Stärke.

„Proud Snail!“ ist ein Album, das weder schnell noch laut sein muss, um gehört zu werden. Denn we are ALVA schaffen mit ihrem Debüt eine musikalische Landschaft, in der Verletzlichkeit zur Stärke wird und Intimität zur politischen Haltung. Zwischen poetischer Klarheit und klanglicher Reduktion erzählen sie von Liebe, Sehnsucht, Erschöpfung und Hoffnung – immer mit dem Blick auf das Wesentliche: echte Verbindung.

Es ist ein Album für jene, die zuhören wollen. Für Menschen, die sich nach Tiefe sehnen in einer Welt, die oft zu schnell ist. „Proud Snail!“ ist kein Statement, sondern ein Raum für Begegnung. Und we are ALVA sind die Gastgebenden dieses Raumes, in dem Musik nicht nur gehört, sondern wieder gefühlt werden darf.


Wissenswertes:

  • Mit ihrer Musik und Haltung stehen sie für eine neue Generation von Künstler*innen, die Verletzlichkeit als Stärke begreifen und weibliche Stimmen sichtbar machen, ohne sich in Klischees zu verlieren.

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