Sofia Portanets unvergessliche Stimme oszilliert zwischen New Wave und Chanson Noir und Sainte Nicoles melancholischer Pop erklingt wie ein Flüstern aus der Tiefe. Sie begegnen sich im „Moi pour toi“ Duett auf Augenhöhe.
„Moi pour toi“ ist ein Song über das Loslassen, das Weiterleben mit einer Lücke, die nicht schmerzt, sondern leise nachhallt. Zwei weibliche Stimmen, nicht gegensätzlich, sondern komplementär. Sie erzählen dieselbe Geschichte aus zwei Seelen heraus, verlieren sich nicht, sondern finden sich selbst wieder – in der Erinnerung, im Singen, im gegenseitigen Spiegel.
Zwei Perspektiven und ein gemeinsamer Schmerz: „Moi pour toi“ entfaltet sich wie ein innerer Monolog – und öffnet zugleich den Dialog zwischen zwei Frauen. Sofia Portanet und Sainte Nicole verleihen dem Song eine fragile Tiefe, die weit über das Gesagte hinausreicht. Ihre Stimmen verweben sich, lösen sich, spiegeln sich – und machen hörbar, was oft unausgesprochen bleibt.
Der Refrain „Moi pour toi / Et toi pour moi“ klingt wie das Echo eines einstigen Gleichgewichts. Mit „Chacune pour soi“ bricht es endgültig. Der Bruch ist vollzogen. Das „Wir“ – Vergangenheit.
„Moi pour toi“ ist kein klassisches Duett. Es ist ein Zwiegespräch über Nähe und Distanz, über das, was bleibt, wenn das Verbindende zerbricht. Sofia Portanet und Sainte Nicole verweben ihre Erfahrungen zu einem musikalischen Erinnerungsraum. Doch wie persönlich ist dieser Song wirklich? Und wie viel gelebte Geschichte steckt in seinen Zeilen?
- Hi ihr beiden, ich freu mich sehr über euren gemeinsamen Song „Moi pour Toi“. Der Song erzählt vom Schmerz einer zerbrochenen Freundschaft – wie persönlich ist dieses Thema für euch jeweils? Und gab es einen konkreten Auslöser oder eine gemeinsame Erfahrung, die euch zu diesem Song inspiriert hat?
Sainte Nicole: Das ist ein Thema, über das ich schon lange schreiben wollte. Nach der Schulzeit habe ich nämlich einige Freundinnen schmerzhaft verloren, und das verfolgt mich irgendwie bis heute noch. Ich bin inzwischen nicht mehr nachtragend, aber ich denke oft an sie, träume manchmal sogar von ihnen, sehe aus der Ferne, was sie so machen – und frage mich, wie es ihnen wohl wirklich geht, hinter dem schönen Schein der Fotos…
Sofia Portanet: Ich wollte auch schon länger über das Thema schreiben, weil ich auch eine Freundschaft verloren habe, die mir sehr wichtig war. Es ist irgendwie krass, weil ich vorher immer dachte, dass es eine Freundschaft für immer sei, aber dann passieren doch Dinge und unterschiedliche Entwicklungen, sodass es manchmal gesünder ist, Abstand zu nehmen und sogar komplett den Kontakt abzubrechen. Und auch wenn man sich daran gewöhnt, trauert ein kleiner Teil in mir dieser Freundschaft trotzdem nach. Dieses Gefühl in einem Song zu verarbeiten, ist irgendwie heilsam und schön.
- Wie habt ihr euch kennengelernt – und was hat euch dazu bewegt, musikalisch zusammenzuarbeiten?
Sainte Nicole: Wir haben uns im Studio in Paris (Montreuil) während eines Songwriting-Camps kennengelernt, das von meinem Verlag Musigamy organisiert wurde. Ziel dieser Songwriting-Camps ist es, Begegnungen zwischen Musikschaffenden zu fördern und gemeinsam Songs zu schreiben. An einem der Tage sind Sofia und ich im selben Team gelandet, und es hat sofort zwischen uns gefunkt. Ich hatte ihre Musik schon gehört und mir gedacht, dass ich mich sehr freuen würde, mit ihr zusammenzuarbeiten, falls sich einmal die Gelegenheit ergäbe. Als wir uns trafen, waren wir sofort auf einer Wellenlänge: Wir wollten ein Duett machen – und über Freundschaft sprechen. Das Thema kam ganz natürlich zu uns; es ermöglichte uns, über persönliche Erfahrungen zu sprechen und auf einer intimen Ebene miteinander in Verbindung zu treten.
Sofia Portanet: Ja, genau, so war das 🙂 Nach unserer Begegnung und als wir die Demo fertig geschrieben hatten, war mir klar, dass der Song für mich was Besonderes ist und dass ich den unbedingt veröffentlichen möchte. Ist ja auch nicht immer so bei Songs, die auf einem Writing-Camp entstehen. Für mich war es auch schön, mal in Paris im Studio zu arbeiten. Ich bin da ja aufgewachsen, aber im Studio hatte ich bis jetzt dort noch nicht gearbeitet.
- Wie sah euer kreativer Prozess aus: Wer brachte welche Ideen ein, wie habt ihr euch gegenseitig beeinflusst?
Sainte Nicole: Es ist immer schwer zu sagen, wie genau so ein kreativer Prozess abläuft. Alles entsteht irgendwie im Austausch – beim Schreiben der Texte und Melodien, bei der Auswahl der Sounds. Das Wichtigste ist, im Gefühl zu bleiben und aufeinander zu hören, bis am Ende etwas entsteht, das uns beide glücklich macht.
Sofia Portanet: Der Song ist an einem Nachmittag entstanden. Für die Produktion sind wir dann nach Norwegen geflogen zu The Woods ins Studio, mit denen wir die Demo in Paris gemacht hatten. Ich fand es toll, wie fit und schnell Sainte Nicole beim Texten war. Ich fühle mich instinktiv immer eher gleich mit Melodien verbunden. Insgesamt habe ich das Gefühl, dass wir uns gegenseitig sehr inspiriert haben und alles in einem schönen und natürlichen Flow entstanden ist.
- Inwiefern unterscheidet sich „Moi pour Toi“ stilistisch oder emotional von euren bisherigen Soloarbeiten – etwa von Chasing Dreams, Sofia?
Sofia Portanet: Für mich ist es meine erste eigene Veröffentlichung seit dem zweiten Album „Chasing Dreams“ (April 2024). Seitdem habe ich zwar Features geschrieben und aufgenommen, aber es ist die erste eigene Produktion seither. Außerdem hatte ich noch nie einen Song über eine verlorene Freundschaft geschrieben. Und daraus ist auch eine schöne Freundschaft zwischen Sainte Nicole und mir entstanden. Das macht den Song für mich besonders Besonders, hehe.
Sainte Nicole: Zusammenarbeiten sind immer spannend, weil man dadurch aus der eigenen Komfortzone rauskommt und Neues ausprobieren kann. Ich finde, der Sound von „Moi pour Toi“ passt total gut zu meiner musikalischen Welt – obwohl Gitarren drin sind! In meinen eigenen Songs hatte ich bisher nie Gitarren benutzt, weil ich dachte, das würde nicht zu meinem elektronischen Stil passen und alles weniger stimmig machen. Dabei ist die Gitarre eigentlich mein Hauptinstrument! Durch die Arbeit mit Sofia und The Woods habe ich gemerkt, dass sie in meiner Musik total gut funktionieren können.
- Gibt es weitere gemeinsame Projekte in Planung – oder dürfen wir uns auf neue Solo-Releases von euch freuen?
Sainte Nicole: Das Schönste an diesem Song ist, wie schon erwähnt, dass daraus eine echte Freundschaft zwischen uns entstanden ist. Unser nächstes gemeinsames Projekt könnte also ganz einfach ein Urlaub in Andalusien sein! (lacht) Außerdem würde ich super gern „Moi pour Toi“ mit Sofia live auf der Bühne performen. Und das wird wahrscheinlich 2026 passieren – dann kommt nämlich meine nächste EP raus, und dazu plane ich eine kleine Tour!
Sofia Portanet: Ja, Urlaub klingt schonmal gut und nach einem soliden Plan (haha). Den Song zusammen live zu spielen, klingt auch super! Die Premiere dazu gab es schon diesen Sommer in Berlin im Kesselhaus bei der French Night organisiert vom französischen CNM. Derzeit arbeite ich an neuer Musik und freue mich schon, wenn ich bald mehr ankündigen kann. Sollte ich demnächst mal in Paris spielen, ruf ich Sainte Nicole natürlich sofort an 🙂
Vielen lieben Dank für das tolle Interview…
Was als musikalisches Experiment begann, wurde zu einem persönlichen Dialog und zu einer echten Verbindung. „Moi pour toi“ ist ein Zeugnis von Offenheit, Vertrauen und künstlerischer Nähe. Sofia Portanet und Sainte Nicole haben nicht nur eine zerbrochene Freundschaft besungen, sondern eine neue begonnen. Und vielleicht liegt genau darin die stille Hoffnung, die zwischen den Zeilen mitschwingt: Dass aus einem Bruch etwas Neues entstehen kann.
Wertvolle Links:
Sofia Portanet:
- Instagram: https://www.instagram.com/sofiaportanet/#
- Spotify: https://open.spotify.com/intl-de/artist/6QtH2p5QkuzncnyK1Uu2EZ
Sainte Nicole:
- Instagram: https://www.instagram.com/saintenicole/#
- Spotify: https://open.spotify.com/intl-de/artist/3CUCwpcTC3QHXCilDsw51Q
Cover-Artwork: lennydrinksyourmilkshake

