::OT:: Oberer Totpunkt ist das Musikprojekt der Hamburger Singer-Songwriterin Bettina Bormann und des Composers und Drummers Michael Krüger. Ihr Markenzeichen: das gesprochene Wort rockt. Statt klassischem Gesang setzt das Duo auf Bormanns apokalyptische Rezitationen, die sich mit Krügers massiven Beats und dunkelmorbiden Soundwelten zu einer einzigartigen Mischung aus Elektro, Wave und EBM verbinden.
Alle Alben von Oberer Totpunkt sind Konzeptalben, die sich thematisch tief in existentielle Fragen und Abgründe graben:
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- 10 Grad vor OT (2007) – Presse und Manipulation
- Erde ruft (2009) – Geburt bis Tod
- Stiller Zoo (2010) – Märchenwelten in der Realität
- Desiderat (2014) – Wunsch und Wahrheit
- Neurosen blühen (2017) – Zivilisationsängste
- Totentanz (2022) – Die Dämonen in uns
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Mit dieser konsequenten Linie haben ::OT:: sich eine eigene Nische geschaffen. Die Symbiose aus gesprochenem Wort, elektronischer Härte und literarischer Düsternis macht sie zu einer festen Größe im Dark-Wave-Underground.
Das neue Best-of-Album „Feuer“ bündelt nicht nur die Essenz von Oberer Totpunkt, sondern auch die Setliste ihrer letzten Tour und zeigt eindrucksvoll, wie kompromisslos das Duo seinen Weg gegangen ist. Die Auswahl entfacht die gesamte Bandbreite zwischen lodernder Elektronik, dunkler Poesie und aggressiver Wucht. Das Album wirkt wie der Augenblick vor der Explosion eines Vulkans, ein eruptives Ereignis, das daran erinnert, dass selbst in der Asche noch Glut verborgen liegt.
Die Zusammenstellung umfasst 19 ausgewählte Songs, neu gemischt und ergänzt durch die Stücke „Maschinenherz“ und „Der siebte Tag“. Letzterer erzählt von einer Welt im Zerfall: sieben Siegel, sieben Wunden, sieben Schatten, durchdrungen von Schmerz und Vergänglichkeit.
Das feurige Album fackelt zwischen unheilvoller Verführung (Rattenfänger), fiebriger Ekstase (Día de los Muertos), radikaler Härte (Die Krieger) und eisiger Präsenz (Gevatter Tod). Mit „Blutmond“ findet sich zudem ein Stück, das den Geburtsvorgang als Anfang vom Ende inszeniert, wo später auf leisen, weichen Sohlen zum „Totentanz“ geführt wird.
Ein besonderes Stück innerhalb der Auswahl ist „Hamburg“, das die Heimatstadt des Duos als Großstadtalptraum porträtiert. Hinter der Fassade des „Tors zur Welt“ zeigt sich eine Realität aus Überfüllung, Entfremdung und sozialem Zerfall. Zwischen glitzernder Partywelt und der Schattenseite urbaner Vereinsamung entfaltet sich ein schonungsloses Bild von Oberflächlichkeit, Gewalt und Verlorenheit. Bettina Bormanns Rezitation legt die Abgründe des urbanen Lebens offen: „zu viel, zu viele Leute, zu viel“. Am Ende steht der Appell, den eigenen Traum nicht zu vergessen. Damit fügt sich „Hamburg“ als eindringliche Momentaufnahme in das Gesamtbild von Feuer ein und verstärkt die kompromisslose Gesellschaftskritik, die Oberer Totpunkt seit jeher auszeichnet.
Vergiss nicht deinen Traum und vergiss nicht, wer du bist! [aus „Hamburg“]
Ebenso eindringlich ist „Teufels Lehrerin“, ein Song, der die paradoxe Ohnmacht des Teufels beschreibt. Die Menschen brauchen keine Versuchung mehr, denn sie heizen das Feuer ihrer eigenen Hölle längst selbst an. Heuchelei, Gier, Eitelkeit und Gleichgültigkeit sind nicht mehr Werkzeuge des Bösen, sondern hausgemachte Abgründe einer Gesellschaft, die ihren Untergang schönredet. Der Teufel bleibt machtlos, selbst Katastrophen geschehen ohne sein Zutun. „Teufels Lehrerin“ ist damit eine radikale Allegorie auf Selbstzerstörung und moralischen Verfall, ein Stück, das die kompromisslose Gesellschaftskritik von Oberer Totpunkt besonders verdichtet.
Mit „Dies Irae“, einem mittelalterlichen Hymnus vom Jüngsten Gericht, der in der römischen Liturgie als Sequenz der Totenmesse gesungen wurde, endet eine ausgesprochen gelungene Zusammenstellung. Das Finale unterstreicht die apokalyptische Dimension von Oberer Totpunkt und macht „Feuer“ zu einem Werk, das gleichermaßen Rückblick wie Vermächtnis ist.
Wissenswertes:
- Bettina Bormann und Michael Krüger treten sowohl live als Duo oder mit weiteren Live-Musikern auf: Sebastian Rack (Gitarre, Bass), Denis Scheither (Keyboard, Vocals), Christiane Schmidt (Keyboard, Vocals) und Reaktor4 (Performance).
Wertvolle Links:
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