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The Boneshakers – Live To Be This
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The Boneshakers – Live To Be This

Kennst du das auch? Du kommst mit einem übervollen Kopf zu einer Veranstaltung – Gedankenmüll, Sorgen, Lärm.  Dann beginnen die Musikerinnen und Musiker zu spielen und plötzlich: Die Klänge zerschmettern all das wie Glas an einer Wand. Oder du hörst einfach nur Musik – und ganz ohne Zutun wird der Kopf auf einmal still, klar, frei. – So ist es bei den Boneshakers.

Sie sind keine Band – sie sind ein Lebensgefühl. Mit „Live To Be This“ präsentieren The Boneshakers ein Album, das wie ein musikalischer Liebesbrief klingt. Eine Ode an jene Klänge, die sie geformt und begleitet haben. „Rau, gefühlvoll und lebendig“, beschreibt Sängerin Jenny Langer das Werk – und trifft damit mitten ins Herz dessen, was dieses Album ausmacht.

Der Sound ist eine gewaltige Explosion aus Blues, Soul und Rock, angeführt von Langers markanter Stimme und dem meisterhaften Spiel von Gitarren-Legende Randy Jacobs, bekannt durch Was (Not Was). Doch damit nicht genug – die Gästeliste liest sich wie ein Who’s Who der Musikgeschichte: Blues-Ikone Charlie Musselwhite, Grammy-Gewinner Don Was, Gitarrenvirtuose Coco Montoya, Saxofonist Jimmy Carpenter, John ‚Papa‘ Gros und Ron Holloway – sie alle verleihen dem Album Tiefe, Groove und Gänsehaut.

„Live To Be This“ ist mehr als nur ein Album. Es ist eine Reise durch die Vergangenheit, ein mutiger Blick nach vorn und ein Beweis dafür, wie The Boneshakers es schaffen, Detroit Soul mit dem Spirit von Memphis und Muscle Shoals zu vereinen. Neben neuen Songs, geschrieben von Randy Jacobs und Jenny Langer, finden sich auch mitreißende Neuinterpretationen von Klassikern – etwa von Jay Hawkins, Betty Davis oder Ike & Tina Turner. Es ist bereits das elfte Studioalbum der Band, jedoch das zweite mit Jenny Langer am Mikrofon, welches selbst vor Ehrfurcht erzitterte.

Doch das Album ist nicht nur musikalisch beeindruckend, sondern auch lyrisch kraftvoll. Besonders der Opener „I’ll Kick A Brick (For My Man)“ zeigt, wie Jenny Langer ihre Stimme einsetzt, um eine leidenschaftliche, energiegeladene Liebeserklärung zu liefern. Denn die Lyrik des empowernden und zugleich warnenden Openers „I’ll Kick A Brick (For My Man)“ ist eine kämpferische Liebeserklärung einer Frau an ihren Mann, die zudem hinreißend ist, verbunden dennoch mit einer unmissverständlichen Warnung an andere Frauen, sich von ihm fernzuhalten.

In „Evil No More“ wird sehnsüchtig und liebevoll um die Rückkehr einer geliebten Person gebeten. Jenny Langer drückt ihr Bedauern aus, dass der andere gegangen ist, und verspricht, sich zu ändern und nicht mehr böse oder gemein zu sein, wenn die geliebte Person zurückkommt. Es geht um den Wunsch nach Versöhnung, Liebe und einem Neuanfang, wobei Jenny stets betont, dass das Zusammenkommen wieder sehr schön und süß sein könnte.

Der Songtext des Duetts „Salty“ mit Bobby Rush ist eine eindringliche Mischung aus Lebensklugheit, Selbstreflexion und rauer Soul-Attitüde – formuliert in einem Ton, der ehrlich, ungeschönt und mitunter schmerzhaft direkt ist. Im Zentrum steht eine zentrale Erkenntnis: Wahre Reife, Wertschätzung und innere Stärke entstehen erst durch Erfahrungen von Verlust, Schmerz und Widerstand. Der Begriff „salty“ steht dabei nicht nur für Ärger oder Verbitterung im umgangssprachlichen Sinne, sondern wird zum metaphorischen Chiffre für die Würze des Lebens – das Unangenehme, das Unerwartete, das manchmal Unvermeidliche. Der Song lebt von diesem Kontrast: Wer nur nach Süße strebt, wird die Tiefe des Lebens nie ganz schmecken – denn oft braucht es erst das Salz, um den wahren Geschmack zu erkennen.

Jenny Langers emotional aufgeladene Performance ist stetig kraftvoll, durch- sowie einschlagend, ihr Ausdruck tief verwurzelt im Soul- und Funk-Vokabular der 60er- und 70er-Jahre. Die Mischung aus direktem Slang und poetischer Soul-Sprache erinnert an die selbstbewussten Stimmen großer Künstlerinnen, wie Aretha Franklin, Lyn Collins oder Millie Jackson und steht in deren Tradition starker, weiblicher Selbstbehauptung in der Musik.

Dem Namen der Band machen sie alle Ehre: Die Knochen beginnen sich wie von selbst zu bewegen. Und wer bei Jenny Langers druckvollen Stimme und Randy Jacobs’ ungestümen Gitarrenriffs nicht in die Knie geht – dem ist wohl nicht mehr zu helfen. „Live To Be This“ ist ein Album wie ein Feuerwerk – und ein klares Statement dafür, dass echte Musik nicht altert. Nach 27 Jahren brennt ihre Leidenschaft lichterloh.

The Boneshakers leben nicht nur für die Musik – sie sind Musik.

Wissenswertes:

  • In der Vergangenheit haben The Boneshakers schon mit Legenden wie Bonnie Raitt, B.B. King, Seal, Keb‘ Mo‘, Aretha Franklin, Elton John, Buddy Guy, Mindi Abair und vielen weiteren zusammengearbeitet und auf der Bühne gestanden

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