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Zola Jesus
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Dark Diamonds Portrait Vinyl

Zola Jesus

Zola Jesus bewegt sich zwischen elektronischer Melancholie, klassischer Dramatik und experimenteller Klangkunst, worin jeder Ton ihre unverkennbare Handschrift trägt. Hinter dem Namen steckt Nika Roza Danilova, geboren 1989 in Arizona und aufgewachsen in den Wäldern Wisconsins, wo sie die Stille und das Lauschen in die Tiefe der Natur für sich entdeckte.

Schon früh offenbarte sich ihre Liebe zur Musik – zunächst über den Operngesang, später über Philosophie und Performance. Der Künstlername Zola Jesus ist bewusst widersprüchlich gewählt: eine Verbindung von Intellekt (Zola) und Spiritualität (Jesus), von Licht und Schatten, Ratio und Gefühl. Genau in diesem Spannungsfeld entfaltet sich ihre Kunst.

Im Jahr 2009 veröffentlichte Zola Jesus ihr Debütalbum „The Spoils“, auf dem sie ihre erste künstlerische Wucht entfaltete. Schon hier zeichnete sich ihre musikalische Architektur ab: bedrängende Industrial-Rhythmen, durchzogen von einem ekstatischen Frauengesang, der unweigerlich an die Intensität von Diamanda Galás erinnert.

Ihr Durchbruch kam mit dem Album „Stridulum II“ (2010), das im März 2025 sein 15. Jubiläum feierte und ihr einen festen Platz in der internationalen Avantgarde-Szene sicherte. Spätestens mit den Alben „Conatus“ (2011), „Taiga“ (2014) und einem opulenten „Okovi“ (2017) wurde klar: Zola Jesus ist mehr als nur eine Stimme aus dem Darkwave-Underground. Sie ist eine Erzählerin der menschlichen Abgründe, eine Sängerin, die Dunkelheit nicht fürchtet, sondern sie in Klang verwandelt.

„Arkhon“ – Musik aus der Krise

Auf ihrem jüngsten Werk „Arkhon“ (2022) sucht sie nach spiritueller Erneuerung in einer chaotischen Welt. Tribal-Rhythmen, sakrale Chöre und eindringliche Beats verschmelzen zu einem Sound, der uralt und futuristisch zugleich wirkt. Die Entstehung war geprägt von der Pandemie und persönlichen Krisen: „Meine Identität zerbrach, mein fester Boden geriet ins Wanken, und mein Vertrauen in Institutionen wurde völlig zerstört.“ Selbst beim Shooting des Albumcovers in einer leeren Höhle musste sie zwischen den Aufnahmen eine Maske tragen. Der gesamte Prozess fühlte sich – wie sie selbst sagt – archonisch an.

Auch Jahre später schmerzen ihr diese Songs noch immer, wenn sie sie hört, erzählt sie: „Es ist seltsam, das Gefühl zu haben, dass dieses Album gegen alle Widerstände entstanden ist und in eine Welt entlassen wurde, die vielleicht nicht bereit dafür war.“ Es hat sie verwirrt zurückgelassen – über ihren Zweck, ihren Weg und darüber, was es bedeutet, in dieser Ära Künstlerin zu sein. Doch trotz aller Zweifel bleibt sie eine „Lifer“, die ihr Leben der Kunst widmet.

Abseits der Bühne lebt Nika Danilova zurückgezogen in der Natur Wisconsins – eine bewusste Entscheidung für Ruhe, Klarheit und künstlerische Unabhängigkeit. Diese Verbindung zur Natur, zur Einsamkeit und zum Ursprünglichen durchzieht ihr gesamtes Werk.

Zola Jesus verkörpert eine weibliche Kreativität, die kompromisslos, verletzlich und zugleich von großer Kraft ist. Ihre Kunst zeigt, dass Heilung im Klang möglich wird und dass Schönheit oft dort beginnt, wo Dunkelheit herrscht. Derzeit arbeitet sie behutsam an ihrem siebten Album, diesmal hoffentlich mit den lange ersehnten Kollaborationen mit Matt Chamberlain und Randall Dunn.

Als eine der faszinierendsten Stimmen der Gegenwart scheut Zola Jesus die Dunkelheit nicht, sondern verwandelt sie in strahlendes Licht. Ihre Musik bleibt ein Beweis dafür, dass aus den tiefsten Abgründen die klarsten und eindringlichsten Töne entstehen können.


Wissenswertes:

Live:

  • 10.03.2026 | Berlin – Heimathafen

Wertvolle Links:

meine Vinyls: The Spoils (black), Okovi (black), Conatus (limited white marbled) und Arkhon (limited red marbled / signiert)

***Taiga, Conatus, Stridulum II und Versions auf CD