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Atzur – Nostalgia
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Atzur – Nostalgia

Atzur ist ein österreichisch-spanisches Alternative-Pop-Duo, das sich auf Tinder kennenlernte. Gemeinsam kreieren sie einen Sound zwischen Nord und Süd, warm und rau, frei und episch. Zwischen Florence + The Machine und Woodkid, mit einer Pop- und Punk-Attitüde.

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Mit „Nostalgia“ veröffentlichen Atzur ein weiteres Stück ihres Debüt-Album, das im Herbst folgen wird. Poppig, dancig, aber dennoch düster und introspektiv, denn im Song geht Sängerin Patricia in die Tiefen ihrer Psyche – im Video verdeutlicht sich dies durch die Protagonistin, die sich selbst wie von außen beobachtet, auf einer Bühne stehend und getrieben von Beobachtern, einem drängenden Drummer Paul, der in die Rolle des mahnenden Zeitnehmers schlüpft und ausdrucksstarken Emotionen, die sich in ihr widerspiegeln – das alles in einem opulentem Setting und mit ATZURs Gespür für catchende Looks.

„Ich existiere nur in dieser endlosen Gegenwart von Höhen und Tiefen.“ – Patricia

Im Clip flüchten Atzur ins Unterbewusste – aber vor sich selbst kann man nicht fliehen: Sängerin Patricia teilt mit uns den Druck, unter dem sie steht – wenn ein Unglück passiert, der Schmerz explodiert. Die Wirklichkeit begleitet sie unweigerlich, es gibt keinen Weg heraus – sie wacht immer wieder in der Realität auf. Und nur zu gern lässt sie sich für einen Moment von der Nostalgie betäuben – und tanzt mit ihr, bis sie vergisst.

Das von Atzur selbst konzeptionierte und geschnittene Video wurde von Manuel Hauer gefilmt, Tim Cavadini zeichnet verantwortlich für Licht und Farben. Gedreht im Kinokulturhaus Wien.

„Nostalgia“ ist extrovertierter Synthpop-Track mit dem intimen und emotionalen Vibe eines Tagebucheintrags: Der selbstreflektierenden Text von Frontfrau Patricia erlaubt es jedem, sie ohne Filter zu sehen. Sie erzählt von ihrer Angststörung, die durch einen kürzlichen Verlust ausgelöst wurde, und der massiven Stille, die damit einhergegangen ist. Ein plötzlicher Stillstand, der gewaltsam nach vorne drängt: „I played in full speed but right now I need it to stop.“ Dem Wunsch, zurückzugehen, während man blind vorwärts rast. „Nostalgia“ könnte zuweilen in die Kategorie „happy song, sad lyrics“ eingeordnet werden, wäre da nicht der Perspektivwechsel am Ende des Refrains: „I know it will get better for a moment I forget“.

Der Song ist für das epischen Alt-Synth-Duo  ein ausnehmend poppiger Track mit einer eingängigen Hook, die einen vom ersten Hören an in ihren Bann zieht: Beginnend mit einer sanften Indie-Pop-Strophe, die fragt „am I lonely, oh in this silly life?“, führen sie wie im Sog hin zur Bridge, wo sich wachsende Euphorie aufbaut durch eine kurzes Verhalten und Zögern im minimalistischen Arrangement – bevor sie sich in den großen hymnischen Refrain katapultieren.

Das Duo brilliert mit ihrem kühlen, elektronisch angehauchten Indie und setzen ihn gekonnt in Szene – cineastisch aufgeladen und gekonnt ausgestattet. Die Band beweist ihr ästhetisches Gespür, treffsicher finden sie Bilder für ihre spannungsgeladene Musik, die neben Florence & The Machine und Woodkid auch London Grammar ins Gedächtnis holt. Das Debütalbum, das im Oktober erscheint, wirft hier bereits seine dramatischen Schatten voraus.

Sängerin Patricia über den Song, der tief in ihr Inneres blicken lässt – sie ist mutig genug, es zu teilen: „Ich war in einem Moment, in dem ich mich entscheiden musste: Ertrinke ich oder schwimme ich? Am Ende bin ich allein mit meinen Gedanken und Gefühlen und fühle immer sehr intensiv. Und nur ich habe die Kraft, mich aus einer schwierigen Situation zu befreien. Manchmal fühlt sich alles wie ein großes Theaterstück an, und ich entscheide, ob es am Ende Tränen oder Gelächter gibt.

Ich wollte ein ehrliches Lied schreiben, ohne abstrakte Metaphern. Rein und ungeschliffen und direkt. Und die Worte sprudelten nur so aus mir heraus, mit all den Fragen, und am Ende merkte ich, dass ich mehr verletzt war, als ich dachte. Es war auch sehr kathartisch, herauszuschreien, dass es wehtut, dass ich Schmerzen habe. Dass ich noch nicht bereit bin, die Vergangenheit loszulassen, weil es nichts gibt, was ich loslassen will.

Wenn mich die Angst packt, finde ich nie ein ‚Wohlfühl‘-Lied, das mir hilft. Deshalb habe ich eines für mich geschrieben.“


Wissenswertes: 

  • Die im Frühjahr 2019 gegründete Band unterschrieb einen Plattenvertrag beim österreichischen Label Seayou Records und veröffentlichte dort ihre erste Single „Running”. Der Song schaffte es schnell in die Charts von Radio FM4 in Österreich und egoFM in Deutschland. Die erste Single „Faithful Believer” aus ihrem kommenden Debütalbum rotiert gerade unter anderem bei radio eins in Deutschland und bei Radio 3 und Radio Primavera Sound in Spanien.
  • Im Oktober tourte das Duo durch Spanien mit Stationen in Madrid, Valencia und beim BIME-Festival in Bilbao und für 2023 wurde die Band bereits für das Primavera Sound bestätigt – hier spielen sie am 1.&2.6.
  • Nach dem Support der US-Rockband Algiers auf ihrer Tour durch Deutschland ist ATZUR nun bereit für die Veröffentlichung ihres ersten Albums „STRANGE RITUALS” im Herbst 2023.

 Wertvolle Links: 

Foto: Tim Cavadini