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Laura Fella im Interview
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Laura Fella im Interview

Laura Fella ist eine naturverbundene Künstlerin, die die Kraft eines im Wind wiegenden Baumes aufnimmt und dabei selbst die Magie ausstrahlt, die der Baum als Geschenk abgibt. Selbst wenn sie in umgewühlter Erde stehen würde, strahlt Laura Fella weiterhin Stärke und Liebe aus. Dabei nimmt sie die bestärkende Erde auf und bepflanzt sie mit Samen der Leidenschaft. Sie selbst lebt aus Überzeugung nachhaltig und vegan, nährt sich von Folk, Rock und progressivem Genre.

Der Gesang begeisterte sie bereits im Kindesalter. Bis zum Jahre 2017, als Laura Fella ein fester Segen für die deutsche Pagan-Folk Band Faun wurde, blieb sie in verschieden Formationen als Gastsängerin wandelbar. Und im Jahre 2019 gründete sie ihr eignes Projekt TVINNA, bei dem sie sich noch mehr entfalten kann.

Über das Projekt habe ich mit ihr gesprochen, da ich TVINNA sehr mag und Fragen aufflammten, die sie zu löschen wusste.

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  • TVINNA schreitet ohne Fieke und Fiona in einem abgeänderten (gemäß der „The Gore“ und Studio Session im optischen) Gewand voran. In welchem Gewand ist TVINNA nun eingekleidet? Oder bist Du noch auf der Suche?

Ich habe bei TVINNA schon ganz früh gelernt, nichts zu forcen und aller Kreativität, allen Gefühlen und allem Ausdruck freien Lauf zu lassen. Deshalb bemühe ich mich auch ganz klar, nichts aktiv zu suchen, sondern immer nur nach meinem Gefühl zu gehen. Die „Studio Sessions“ waren vor allem ein eher legeres Setting, in dem wir wirklich unsere intime, kleine Bühne hatten, um miteinander Musik zu machen. Da ging es nicht um das gleiche Maß an Inszenierung wie es z.B. bei einem Photoshoot für ein Album der Fall.

Deshalb wage ich zu sagen, dass das Gewand von TVINNA noch das gleiche ist, sich nur manche Gesichter gewandelt haben.

  • Fieke, Fiona und Du, liebe Laura, bildetet die weibliche Seele. Welche Seele hat sich nunmehr seit der Umstellung in TVINNA verwoben?

Die Idee von TVINNA entstammt ja tatsächlich einer Idee, die ich ungefähr 2017 hatte – ich wollte eine Band gründen, die ihre Kraft aus der weiblichen Sinnlichkeit und Stärke, ihrer Seele schöpft. Das bleibt gleich, wenn auch Fiona’s und Fieke’s Einflüsse stark reduziert sind bzw. nicht mehr da sind. Dafür entfaltet sich meine Seele nun vermehrt, denn das Songwriting liegt hauptsächlich in meinen Händen und geht erst wenn ich neuen Input brauche, raus an meine Mitmusiker.

  • Nach den Austritten, was sehr schade ist, denn die Besetzung gab TVINNA eine sehr spezielle, auch einzigartige wie sphärische Note. Wie schwer war die Umstellung auf eine spezifische Female-Fronted-Band für Dich und hast Du darüber nachgedacht TVINNA umzubenennen? (Nach „Aufgeben“ frag ich nicht, denn das kann ich mir bei Dir nicht vorstellen.)

TVINNA umzubenennen kam mir gar nicht in den Sinn. Mit der Bedeutung des Namens („verwoben“, „verstrickt“) verbinde ich schon seit meiner Jugend eine tiefe Bindung – ich hatte Pseudonyme für mich wie „Interwoven“ oder „La Interdependent“ – und dementsprechend verstehe ich mich eigentlich selbst hinter dem Namen.

Fieke und Fiona ziehen zu lassen fiel mir auf einer persönlichen Ebene sehr schwer, da unsere Freundschaften nach wie vor sehr besonders sind und sich ihr Gehen während der Corona-Pandemie einfach in eine Serie aus Enttäuschungen und ungewollten Planänderungen eingereiht hat.

Dabei konnte ich sie in ihren Entscheidungen immer verstehen, das stand außer Frage.

Ich sehe mich selbst eigentlich gar nicht unbedingt als Frontfrau und bin auch wirklich einmalig schlecht darin, mich zu verstellen, aber ich sehe unseren Weg als eine wunderschöne und aufregende Reise an. Wir werden mit- und aneinander wachsen und folgen dem Weg, der sich vor uns ebnet.

  • Du bist eine hingebungsvolle Musikerin, doch wie sehr macht Dich TVINNA empfindsamer, vielleicht sogar verletzlich?

Auf jeden Fall viel verletzlicher – bei TVINNA habe ich keinen Filter, sondern übersetze Themen, die mir auf der Seele brennen 1:1 in Musik.

Hier schreibe ich Songs aus den dunklen Tiefen meines Herzens, oder zwinge mich selbst aus meiner Komfortzone heraus, um über Themen zu schreiben, die man normalerweise nicht erneut fühlen will.

Ich sehe das aber als notwendig an, um zu heilen und anderen (und mir bzw. uns) Kraft schenken zu können. Etwas, das TVINNA immer als Aufgabe hatte – Empowerment. Ich LIEBE die Tatsache, dass Menschen mittels Musik ihre eigene Stärke entdecken und über sich hinauswachsen können und bin sehr stolz, wenn diese Musik von uns stammt.

  • Das Debüt „One – In The Dark“, welches noch mit der weiblichen Kraft geboren wurde, obliegt der Thematik „Wasser“ / „Geburt“. Sind die weiteren drei Elemente noch im konzeptionellen Fluss oder liegt das Konzept der elementaren Tetralogie brach?

Auch die weiteren Alben werden mittels weiblicher Kraft entstehen – ergo mir.

Und auch werden wir hier wieder mit Männern zusammenarbeiten – wie auch bei „One – In The Dark“.

Der Lead liegt nur einfach nach wie vor bei mir.

Und deshalb ein ganz klares Ja – die weiteren drei Elemente und Stationen unseres Lebens sind immer noch im Fokus und ganz fest in Planung.

Ich hoffe, schon bald konkreter werden zu können!

  • Sind für das neue Jahr 23 weitere Veröffentlichungen geplant? Wie ich gelesen habe, waren die Studio Sessions „Gore“ und „l Inside – The Dark“ zwei von dreien.

Wir haben große Pläne für 2023 und arbeiten gerade auf Hochtouren, vor allem hinter den Kulissen. Was genau, werde ich heute noch nicht verraten, aber wenn alles so klappt, wie wir es uns ausmalen, wird es ein sehr spannendes Jahr!

  • „l Inside – The Dark“ ist ein sehr sensibler Song, der auch anderen Familien von der Seele sprechen kann. Wie schwer war es für Dich dieses Stück Seele loszulassen?

Ehrlich gesagt war es einfach nur unfassbar heilsam. Was schwer war, waren die ersten Anläufe, Worte und Melodien für meinen Schmerz zu finden und hier wirklich dem Prozess zu vertrauen. Das war aber nur am Anfang so, der Song hat sehr schnell seinen eigenen Lauf genommen und die Bahnen gelenkt.

Sowohl Fiona als auch Fieke haben damals so wundervoll im Songwriting beigetragen und viel Fingerspitzengefühl an den Tag gelegt – was der Komposition noch viel mehr Stärke verliehen hat. Es war mir auch ein Bedürfnis, dieses schwierige Thema so zu vertonen, dass es auch anderen Menschen, die Verluste erlitten haben, aus der Seele sprechen & eine Zuflucht bieten kann.

  • Wie ich oft sehen konnte, reist Deine kleine Familie mit zu den Auftritten. Ist das schwer für Dich die verschiedenen Fäden aus Familie, Faun und TVINNA zusammenzuhalten, ohne dass diese reißen könnten?

Es ist auf jeden Fall eine große Herausforderung, an der ich manchmal wachse, manchmal auch verzweifele. Was natürlich am meisten auf der Strecke bleibt, ist Zeit für mich, die ich nicht tatsächlich oder gedanklich mit Kind oder Musik verbringe. Meine Tochter war von Anfang an dabei, kommt jetzt aber langsam in ein Alter, in dem sie auch Heimweh verspürt – das hatten wir auf der letzten Europa Tour so und deshalb glaube ich, ist das ein sich stetig ändernder Prozess. Sie wird mit Sicherheit schon bald mal lieber zu Hause bleiben wollen, statt mit mir mitzureisen. Und ich weiß jetzt schon, dass ich sie sehr vermissen werde, freue mich aber gleichzeitig schon jetzt, in Ruhe ein Vocal WarmUp vor der Show zu machen.

  • Auf dem Faun Konzert in Torgau (2022) konnte ich sehen, wie sehr Du es genossen hast, als der Wind die Blätter vom Baum blies. Du bist sehr naturverbunden. Wie viel Zeit verbringst Du in der Natur sowie zum Atmen und mit der Musik?

Ich kann mich sehr gut an den Moment erinnern, den du beschreibst – das war wirklich magisch. Ja, ich bin sehr naturverbunden. Ich glaube ganz fest daran, dass ein jeder Mensch, der wirklich bei sich ist, naturverbunden ist, denn wir kommen alle aus der Natur, zehren unser Leben lang von ihr – um dann zu ihr zurückzukehren.

Aktuell bleibt mir nicht viel Zeit zum Atmen, zum Verweilen, denn ich verbringe jede freie Minute mit Üben oder der Arbeit am 2. TVINNA Album. Aber sobald es irgendwie geht, werde ich jede freie Minute draußen, im Wald, am See oder in unserem wundervollen Garten verbringen.

  • Du hast mit Faun viel erlebt und Länder bereist. Gab es einen Moment, der für Dich sehr schwer war?

Für mich war definitiv die Woche, die wir in Brasilien getourt sind die schwerste – wir hatten 4 Shows und mussten für fast alle fliegen und vor allem kaum Zeit zum Schlafen – ich glaube wir kamen am Schluss auf 20 h in 5 Tagen. Ich ernähre mich ja vegan, und auch das war dort nicht einfach – im Prinzip hatte ich fast nur Reis mit Bohnen & Pommes. Aber ich möchte mich gar nicht beschweren, denn so viel Armut und Zeltstädte zu sehen, plus diese Betonwüste Saõ Paulo – dieser Smog der Großstädte – waren einfach eine Grenzerfahrung, die mich sehr demütig gemacht hat – aber die ich lieber nicht nochmal erleben will.

Das war 2018 – ist also auch schon ein wenig her und ich bin unendlich froh, dass wir mit FAUN wirklich eine harmonische Gruppe sind – wir haben viel Spaß auf und hinter der Bühne, treffen so viele wundervolle Menschen und ich freue mich sehr auf viele weitere Erfahrungen.

  • Zum Abschluss: Welches Buch oder Gedicht würdest Du gerne vertonen?

Aktuell habe ich noch kein Buch gelesen, das ich vertonen möchte. Ich habe diverse Gedichte auf meiner ToDo Liste, um sie zu vertonen, aber ich schreibe selbst so gerne, dass das auch relativ selten passiert. Aber von Rainer Maria Rilke wird mich mit Sicherheit noch einige Male inspirieren.

Vielen lieben Dank für das Interview, es war mir ein innerer Tanz. 


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Fotos: TVINNA Archiv