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Remina – Strata
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Remina – Strata

Vorab: Remina sah ich live auf dem Stella Nomine Festival 2023 in Torgau. Als die Band auf der Bühne stand, war sie von einer starken Aura umgeben, die magnetisch war. Ihre Songs drangen ins Ohr und erzeugten eine Art von Transzendenz und Abeyance. Auf einer Bank niederlassend, lehnte ich mich zurück und lauschte umhüllt von atmosphärischen Cosmic-Doom den Songs. Dabei atmete ich ihre musikalischen Strukturen tief ein und langsam wieder aus…

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Benannt hat sich die Band um Heike Langhans und Mike Lamb nach dem Cosmic-Manga „Hellstar“ von Junji Itō, in dem es um einen geheimnisvollen Planeten geht, der von einem Wissenschaftler entdeckt worden ist und diesem den Namen seiner Tochter gab – Remina Oguro.

Reminas Bewunderung speist nach Graphic Novellen sowie Science-Fiction-Filmen wie auch Büchern, in die sie sich vertiefen und aus den hervorgerufenen Bildern, Farben und Melodien ein Klang-Universum kreieren, das die Gedanken in die maßgeschneiderten Sitze eines Raumschiffes einsinken lässt. Aus Lesen und Ansehen entfalten sich melodische Geschichten, die sich in spannender Atmosphäre bewegen, sodass der Sound unter der Haut wirbelt wie ein Spiralnebel.

„Aion Rains“ ist ein leuchtfeuriger Opener, der verdeutlicht, was auf die Hörenden zukommt. Die Athmo-Doom Strukturen flirren in weitläufige Riffe, die mit Heikes Stimme übermächtig werden. Ihr Gesang jedoch schwebt in eine warme, goldene Sonnenlaufbahn über, um dem Stern mit der größten Leuchtkraft nahe zu sein. Der Song zeigt auf, dass „Sterben“ noch nie so schön mit Musik ausbalanciert worden ist, zumal es keinen sicheren Hafen als den Tod gibt.

Danach tauchen wir in Obsidianströme ein, wo Stromwellen kollidieren. Zumal der Song in seiner Bewegung aus Theatralik und Beherrschung brilliert, sodass der von Lichtkleksen umsprenkelte „Obsidian“ genüsslich hinter den Augen verweilt.

Mit „Dying Sun“ wagen wir uns zu einem Sprung in die Zukunft, um das zu suchen, was nicht gefunden werden kann. Wir greifen nach Trümmern der Träumerei, jedoch ohne das Leuchtfeuer der Hoffnung loszulassen.

Wir begeben uns mit Icarus II auf eine Mission, um das Notsignal eines verschollenen Raumschiffes zu finden. Der schwindelerregende Sound in „Icarus Signal“ zeigt hervorragend die Situation der Crew auf, die sich zwischen Wahnsinn und Hoffnung bewegt und schließlich selbst in den Abgrund reißt.

Auf der Suche nach einem verschollenen Gen, wandeln wir in der „The Endless City“ umher, der Stadt ohne Menschen. Später durchschreiten wir „Ilos“, einer Stadt, die verwüstet wurde und spüren in Reminas Lethargie das Dasein, das sich anschließend im Nichts auflösen wird.

In einem silbernen Raum aus Säulen und Spiegeln sinnieren wir in „Back In Time“ nach der zeitlichen Sequenz, um weitere verschwundene Erinnerungen zu finden, die wir rückwärtszählend im Schlaf aufzufinden erhoffen.

Remina lässt mit „Strata“ den Sci-Fi erklingen, indem sie umherflirrende Wörter mit Tönen verschmelzen, die flammend und gedankenreich sind. Ihre hervorgerufenen Erinnerungen aus Filmen und Büchern haben sie gekonnt und bewusst aufleben lassen, wo womöglich die Vergessenheit nagte. Somit errichteten sie den ersten Stock ihrer kristallinen Kathedrale des verwunschenen kosmischen Verderbens mit Bravour!


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