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June Cocó – Fantasies & Fine Lines
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Schmuckkästchen Reviews

June Cocó – Fantasies & Fine Lines

Es liegt von Anbeginn bis Ende ein Prickeln in ihren Liedern. Das Album verspricht, dass mit feinen Linien eine Fantasiewelt geschaffen wurde. Im Inlay steht geschrieben, dass das Album eine „…Ode an den Traum…“ wäre. Wir nehmen uns die Traumzeit, schließen die Augen, lassen uns fallen und landen auf einer grünen Wiese…
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Mit June Cocós zweitem Album „Fantasies & Fine Lines“ begeben wir uns auf einem Spaziergang über Wiesen hinweg und gelangen zu einem See. Dort lassen wir uns am Ufer nieder, um ihren Geschichten zu lauschen. Es liegt etwas Friedliches und Beruhigendes in der Luft. Wir nehmen uns die Freiheit und laufen ins Wasser, tauchen unter, tauchen wieder auf, atmen, freuen uns und schwimmen im Takt mit den liebevoll gestalteten Klängen und der bezaubernden Stimme June Cocós.Wir schwimmen ans Ufer zurück, setzen uns ins Gras. Ein kleines Feuerchen ist die Wärmequelle, obwohl ihre Songs von allein Wärme ausstrahlen. Wenn ihr einmal June Cocó live auf einem Konzert oder im Stream erlebt habt, so konntet ihr ihre Ausstrahlung sehen, die einer Sonne gleicht. Selbst ihre Energie ist Donnerwetter. Gefolgt vom Glanz, der so strahlend ist wie ein funkelnder Diamant. Dazu ist ihre persönliche Freude an ihren Liedern erkennbar – die Freude, die sie feiert, als ob es keinen Morgen gäbe.

Das Cover-Artwork ziert die nymphenhafte Gestalt June Cocós, die schwebend unter Wasser abgelichtet wurde. Ein weiß fließendes Chiffonkleid umschmeichelt ihre Zierde. Man könnte annehmen, dass sie als geschichtenerzählender weiblicher Naturgeist die Gespräche der Spaziergänger zum Besten gibt.

Sie nahm sich die Freiheit, mit musikalischen Elementen sowie naturbelassenen Tönen, wie Vogelgesang, zu experimentieren. Denn mit sanfter Elektronik, glänzendem Klavierklängen, besinnlichen Bässen und betörenden Backgroundgesang werden die Lieder von June Cocós bezaubernder Stimme getragen wie ein gebasteltes Papierschiffchen auf dem Wasser.

Der Opener beginnt mit einem Tautropfen-Klang ihres geliebten Klaviers und dem angenehmen Summen ihrer Stimme. So beginnt das verträumte „Paradise“ schwebend darüber zu erzählen, nicht mehr der Schatten seiner selbst, sondern am Leben zu sein und nicht nur darin zu verweilen; viel mehr das Leben in seiner Vielfalt auszukosten, zu fühlen und es zu genießen. „Paradise“ ist ein wundervolles, beruhigendes Stück.

„Neptun‘s Daughter“ ist ein Lied, indem es um das Aufrechterhalten geht, wenn eine Trennung das leitende Ereignis dazu war, den Kopf nicht mehr über Wasser halten zu können. Es geht darum weiter zu schwimmen und nicht unterzugehen. Mit den Wellen zu reiten, sich tragen zu lassen und Neptuns Tochter zu sein.

In „Circles“ dreht sich alles im Kreis. Zwischen Tagtraum und Realität finden Machtkämpfe mit Dämonen statt.  „Ready for Love“ ist ein Manifest in der Struktur und im Aufbau des Songs. Und „Heavy Heart“ erinnert an Kate Bush „This Woman‘s Work“.

„Fantasies & Fine Lines“ ist mitreißend wie ein rauschender Bach. Die Musik fließt wie ein Wasserfall, der in romantisch, idyllischer Landschaft verborgen in einem Wäldchen liegt.

Und ich glaub‘ daran, nach diesem Tagtraum mit June Cocós Liedern im Ohr, zuvor auf der Wiese am Ufer liegend und im Wasser schwimmend, selig bei Sonnenuntergang nach Hause gehen zu können.

***Wer eine Mischung aus Tori Amos, Kate Bush und Goldfrapp liebt, ist mit June Cocó musisch perfekt eingekleidet. Kate Bush legte ebenfalls viel Vielfalt und Sensualität in ihre Lieder, wie auch June Cocó.

Mitte März feierte sie bei Sekt und Livestream auf Instagram ihr neustes Werk „Métamophoses“. In diesem „Re-Work“ Album legte sie ihre bestehenden Songs in die Hände andere Künstler:innen. So entstanden neugedeutete Visionen, die u.a. synthetischer, tanzbarer wie auch clubtauglich sind; von der Neo-Classic Harfe, über Singer-Songwriter, 80’s FrenchPop bis hin zu Elektro. June Cocó stand bei einem ihrer Songs auf und tanzte. Das war für mich die Verkörperung, dass ich das Album auch haben möchte. Denn so wie June strahlte und tanzte, wollte ich auch strahlen und tanzen.

 

 


Foto: Joerg Singer
Foto: Joerg Singer

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