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L’Ame Immortelle – In tiefem Fall
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L’Ame Immortelle – In tiefem Fall

Donnerblitz und Paukenschlag. Das hätt‘ ich mir nie zu träumen gewagt. Es ist ein verzehren und nähren „In tiefem Fall“. Was für eine Pracht – phänomenal. Zehn neue Lieder, zeitgemäß und aktuell. Meine Damen und Herren, bitte begrüßen Sie das neue Album von L’Âme Immortelle.

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– Eine Reise in seelische Untiefen –

Von ihrem magischen Glanz haben L’Âme Immortelle seit ihrer Gründung im Jahr 1996 nichts verloren. Nach wie vor steckt in deren Musik Leidenschaft und Hingabe, die zeitlos, fesselnd, elegant und beeindruckend ist. Im neuen Album weilt das Duo im brachliegenden Dasein, wo sie dennoch tiefer in das Seiende eindringen, um der inneren Tragödie Raum zu geben. Doch ist es kein Pandemiealbum, wie es vermuten lässt. „Das sei nicht beabsichtigt worden, denn die Lyrik entstand vor jener Zeit.“, erzählte das Duo im Fan-Chat.

L’Âme Immortelle setzen sich „In tiefem Fall“ mit den Niederlagen des Lebens auseinander. Es gleicht einem Manifest einer leidenden Seele, die im eigenen Gefängnis sitzt und auf den ersehnten Ausbruch wartet. Der Fokus wird in einen dunklen Raum gebannt, der nur mit einer spärlichen Lampenfassung bestückt ist. Eine Kaltschaummatratze liegt in der einen Ecke, die Depression kauert im anderen Winkel des flackernden Raumes. Die Aussichtslosigkeit wird musisch manifestiert, lyrisch sensibilisiert und die innere Leere ins Bewusstsein importiert. Somit schenken L’Âme Immortelle den seelischen Untiefen eine anmutige Tiefe und hauchen ihnen zusätzlich eine authentisch „unsterbliche Seele“ ein.

Die zehn Lieder fühlen sich für das eigene Selbst sehr wohltuend an. Diese sprechen das aus, was nicht ausgesprochen werden kann. Somit erzählt ein Lied, was das Herz erschwert, die Schultern belastet, den Kopf bedrückt, bis ins Tiefste schweigt. – Ach, machen wir uns nichts vor; es ist die verständnisbringende Musik, die Arme aufhält, den Geist tröstet, die Tränen trocknet, sowohl die Seele befreit als auch zum Tanzen bringt.

„In tiefem Fall“ ist eine Befreiung der inneren Belastung, die Gefühle zum Vorschein bringt, die in der Kehle stecken bleiben. Denn die Lieder legen Ängste, Sorgen, Zweifel und Depressionen offen dar und bringen ein kleines Licht ins Dunkel; worin sie in das hypnotisch-typische L’Âme Immortelle’sche Soundgewand eingehüllt werden.

Doch nun Vorhang auf für die seelischen Untiefen, die theatralisch ins Rampenlicht gestellt werden, obwohl die Bühne ausgebrannt ist: „Still“ leitet zusammen mit der inneren Leere ein vertrautes Scherbenalbum ein. „Der Fluch“ thront über den Trümmern, wo vorher die auszerrende Schlacht tobte. Psychiatrische Frequenzen vermischen sich mit „Everything Just Falls Apart“ zu zerrenden Applaus. Die bodenlose Leere driftet „Dem Abgrund entgegen“. „Said and Done“ gleicht einem drastischen Paukenschlag. Und „Healer“ greift das auf, was mit „Still“ angefangen hat. – Ein endloser Kreislauf im Gedankenlabyrinth.

Mit der zweiten Singleauskopplung „Angst“ haben sich Sonja Kraushofer und Thomas Rainer selbst übertroffen. Hierbei offenbaren sie die Aufregung der Ungewissheit. Die Ansammlung von emotionalem Stress wird lyrisch und auch radiotauglich in Szene gesetzt. Der innere Kampf durchbricht die Gedankenflut, die sich voller Schwermut über die Sinne legt.

L’Âme Immortelle führten ihre Songs mit zitternder Unterlippe auf. Die Hoffnungslosigkeit kauert nicht mehr in der Ecke des spärlichen Raumes, sondern sie singt und tanzt sich – vielleicht sogar die Scherben – aus dem Leib. Auch wenn es auf dem Album kein Happy End gibt, ist es für den Fan eine glückselige desperate „Neverending Story“ im einprägenden L’Âme Immortelle’schen Design. – Ein Meisterwerk. Herzlichen Glückwunsch!


Wissenswertes:

  • Das zwölfte Studioalbum wurde von Krischan Jan-Eric Wesenberg (Rotersand) produziert.

„In Tiefem Fall“ – Tour 2022

19.03.2022 Hamburg – Markthalle Hamburg

02.04.2022 Mannheim – MS Connexion

07.04.2022 Hannover – MusikZentrum

08.04.2022 Erfurt – From Hell

09.04.2022 München – Backstage

22.04.2022 Oberhausen – Kulttempel

29.04.2022 Berlin – Frannz

17.09.2022 Dresden – Reithalle


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