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Sarah Koch – Bittersüßes Finsterlicht
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Sarah Koch – Bittersüßes Finsterlicht

Mein Märchen klein, Du Finsterlicht fein. Willst Du mein Feinsliebchen sein?

Sie schenkte Märchen, Novellen, Tragödien und Träumen einen neuen Rahmen. Und setzte diese gekonnt kokett ins Finsterlicht. Perfekt ausgelichtet und inszeniert veröffentlichte Sarah Koch ein beeindruckendes Entertainment, worin sie ihre liebsten Figuren in ihrer Art aufleben lässt. Hoch poetisch und äußerst überraschend erkundet sie auf ihrem Debütalbum „Bittersüßes Finsterlicht“ traditionsreiche Erzählungen vom Sterntaler, Goethes Gretchen, sowie ihrer eigenen Interpretation von Schneewittchen bis hin zum Mädchen mit den Schwefelhölzern. Es bekamen aber auch Lieder einen funkelnden Platz, die mit ihrer eigenen Feder geschrieben worden sind.

Sarah Koch liebkost 13 entzückende Kompositionen und putzt liebgewonnene literarische Erzählungen munter neu heraus, als würde sie ihnen ein neues Kleid verpassen. In ihren Videos setzt sie eine kostümverspielte wie moderne Vielfalt ein, dass es dem geistigen Auge sowie dem Gehör einen Frohsinn entlockt. Darin kombiniert sie ihren schauspielerischen Beruf mit ihrem musikalischen neu entdeckten Talent, was sie tänzerisch in darstellende Kunst umsetzt.

I am in Love with the Dark

„Viele Leute scheitern an ihren Träumen, weil sie Angst haben.“ Sich mit der eigenen Dunkelheit zu befassen, durch diese hindurchzugehen und zu lernen, ist für die Künstlerin essentiell. Sie lässt die Nacht Nacht sein und zündet sich mit ihrer Liebe zum Leben ein Lichtlein an, welches ihr auf dem neuen Weg auf ewig leuchten soll. Auf Instagram schrieb sie: „Es sind beide Schatten, die mich ganz machen. Meine Schatten gehören ebenso zu mir wie mein Licht.“

Ihre musischen Schattenlichter könnten aus einem Musical oder aus einem abendfüllenden Walt Disney Zeichentrickfilm entsprungen sein. Diese könnten aber auch dafür bestimmt sein. Zumindest hört es sich so an. Sarah Koch verbreitet mit ihrer Musik einen solchen Glanz, dass es heller weilte als am lichten Tag, wie es bei dem Mädchen mit den Schwefelhölzern war. „In Schwefelkind“ erzählt sie von diesem Hans Christian Anderson Märchen. Dieses herzzerreißende Stück wird durch symphonische Elemente untermalt, sodass die kleinen Härchen auf der Haut sich von allein aufrichten.

Nicht nur märchenhafte Adaptionen spielen in Sarah Kochs Album eine Rolle, auch ein Roadmovie atmet in frivoler Manier in ihrem Album auf. Denn in „Geständnis einer Liebenden“ geht es „After Dark“-mäßig zu. Für dieses begierige Liebeslied wurden Lines aus dem erfolgreichen Tito & Tarantula Song herangezogen, sodass Sarah Koch ihren eigen lasziven Tanz aufführen könnte, vielleicht auch so, wie es in „From Dusk Till Dawn“ zu sehen ist.

„La-Le-Lu“ ist ein klassisches Gutenachtlied, welches Teddy Lemke (gespielt von Heinz Rühmann) in dem 1955er Film „Wenn der Vater mit dem Sohne“ am Bettchen für Pflegesöhnchen Ulli vorgesungen hat. In „Mondsucht“ erklingt das gute alte „La-Le-Lu“, nur diesmal in traumwandlerischer Abgründigkeit. „Tagsüber sind wir häufig im Präsentationsmodus. Nachts aber darf all das zum Vorschein kommen, was unter der Oberfläche liegt – sowohl die inneren Dämonen als auch das Ausgelassene. Wenn nur der Mond zuschaut, müssen wir uns nicht schämen.“, erzählte Sarah Koch zu diesem Mondstück.

Sie liebt die Musik und die Sprache. Das wird auf diesem Album bittersüß, resolut und liebevoll dazu verdeutlicht. Shakespeare und Goethe würden sie für folgende vertonten Grazien beglückwünschen: „Gretchen Fragen“ (–Mein persönliches Herzblut) und  „Oh Romeo“ sind überwältigende Vertonungen, die eine Symphoniesymbiose aus Filmmusik, Pop und Elektro bilden.

Der „Regentanz“ ist ein eigenständiges Lied, das sie vor geraumer Zeit geschrieben hat und für ihren Debütantinnenball neu umsetzte. Darin geht es um Mut, den Optimismus beizubehalten und auch im Regen tanzen zu können. Das Stück krönt ein konzeptionelles Meisterwerk, welches mit tanzbarer Leichtigkeit beendet wird. Somit verklingt ein „Bittersüßes Finsterlicht“, welches als deutschsprachige Poesie in schönster Pracht erstrahlte.

 

*** Meine Bewunderung ist Sarah Koch gewiss. Denn wenn ein Engagement ausbleibt, ist sie sich nicht zu fein, neben ihrer Kreativität und ihren Berufen als Schauspielerin, Sängerin und Kinderbuchautorin, einen „normaleren Beruf“ auszuüben. Das zeigt Bodenständigkeit und ein authentisches Dasein auf. Selbst wenn die Zweige nicht zu ihr neigen, dann packt sie eben die Wurzeln beim Schopfe, und kreiert ihren eigenen Lebenstraumbaum.


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