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Daisy the Great, Girlpool, I’m Not a Blonde, Wet Leg
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Double Diamonds

Daisy the Great, Girlpool, I’m Not a Blonde, Wet Leg

Daisy the Great – Record Player & Glitter

Mit ihrer Band Daisy the Great bewegen sich Kelley Nicole Dugan und Mina Walker irgendwo im introspektiven Grenzgebiet zwischen Folk und Indierock. Zusammen vertonen sie die unterschiedlichsten Stimmungen und Gefühlslagen – mal klingen sie smart und gewitzt, mal komplett niederschmetternd, manchmal sogar beides zugleich. Mit ihrem Gespür für überraschende und unbedingt eingängige Harmonien und jenem Mix aus Folk-Pop und Indie-Balladen haben sie sich in den letzten vier Jahren eine solide Fanbase erspielt – zuletzt auch mehrfach dank TikTok-Rückenwind. Mit der Single „Record Player“ (aufgenommen mit der US-Band AJR) und einem neuen Studioalbum in der Pipeline, starten Daisy the Great ab sofort auch international durch.

Zur Aufnahme mit den Jungs von AJR und der neuen Version von „Record Player“ kam es im Sommer 2021. Auslöser war hier eine Message der Band, in der das Brüder-Trio zum Ausdruck gebracht hatte, wie sehr sie die Urversion abfeierten. „Jack hatte ‘The Record Player Song’ bei TikTok gehört, und dann meldete er sich und machte den Vorschlag zur Zusammenarbeit“, erzählt Kelley. „Also taten wir uns zusammen, gingen ins Studio und schrieben ein paar neue Strophen mit AJR, die zum Refrain der Originalversion passen. Ja, und so haben wir dann diesen neuen Song aufgenommen.“ Laut Kelley dreht sich die Single inhaltlich „um Identität, ums Hochstapler-Syndrom: Man will sich von einem Selbstentwurf befreien, den man selbst erschaffen hat – womöglich um akzeptiert zu werden oder um irgendwie Aufmerksamkeit zu bekommen. Trotzdem glaube ich, dass diese Experimentierphase superwichtig ist, um sich selbst besser zu verstehen – selbst wenn man dabei immer wieder in Rollen und Identitäten schlüpft, die eigentlich nicht wirklich zu einem passen.“

Mit dem neuesten Singlevorboten „Glitter“ zeigen Daisy the Great aktuell, in welche Richtung ihr zweites Album gehen wird, das 2022 bei S-Curve Records erscheinen soll. „‘Glitter’ handelt von einer Nacht, in der man partout nicht einschlafen kann und dann entschließt, einfach die ganze Nacht durchzumachen“, kommentieren Kelley und Mina den Track vom kommenden Longplayer, an dem sie schon seit einigen Jahren arbeiten. „Es geht also um diese Freiheit, dieses Chaos, diese Magie, die entsteht, wenn man ganz mit sich allein ist. Auch um den Mut und die Leidenschaft, mit der man die chaotischen Aspekte von sich selbst dann plötzlich als etwas Schönes betrachtet.“

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„Glitter“


Girlpool – Faultline

Girlpool ist ein Duo aus Los Angeles. Die beiden Freunde Avery Tucker und Harmony Tividad haben ihr gemeinsames Projekt 2013 gestartet. Ihr selbstbetiteltes Debüt wurde 2014 via Bandcamp veröffentlicht. Ihre Musik bewegt sich in der Richtung des expansivem Rock und im Dream-Pop. Für ihre berührenden Gesangsharmonien und ihr fantasievolles Songwriting werden sie von der Presse gelobt.

Harmonys Vorname passt auch zu ihrer Singstimme. Diese ist harmonisch und zart, auch wenn ab und zu Hörnchen ihre Stirn zieren, sobald die Riffe griffiger werden. Inspirierend sind für Girlpool die Cocteau Twins.

Was die Band ausmacht ist, dass sie das Chaos akzeptieren und im Nachhinein herausfinden, wie das Unbehagen zu fühlen ist. Dies wird durch deren Fähigkeit erreicht, sich als beste Freunde in der Schöpfung einzufühlen. Wo Harmony das Chaos umarmt, organisiert Avery es. Von daher ergänzen sie sich als Partner sehr gut. Zudem wollen sie Musik zu machen, die provoziert.

Vor ein paar Jahren begann Avery Tucker mit der Tatsache zu hadern, dass er Teil einer Band namens Girlpool war, und sich nicht mehr als Mädchen identifizierte. Avery Tucker outete sich 2017 als transsexuell. Das Album „What Chaos Is Imaginary (2019)“, war das erste Projekt von Girlpool, seit Tucker mit der Einnahme von Testosteron begann, was seine Stimme erheblich beeinträchtigte…

Mit „Faultline“ haben sie eine verführerische neue Single und ein Video unter der Regie von Julian Klincewicz veröffentlicht. Harmony Tividad erzählt über den Song: „‘Faultline‘ steht für alles, was man als Mittel zur Flucht tut, das einen noch tiefer in das hineinzieht, wovor man flieht.“

Wissenswertes:

  • Letztes Jahr veröffentlichte Girlpool den Song „Like I’m Winning It“, den das PAPER Magazine als „strukturiert, dunkel und auf neue Weise aufregend“ und The FADER als „Strip-Club-tauglichen Knaller“ bezeichnete

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Foto: Alexis Gross


I’m Not a Blonde – 1984 & Welcome Shadows (EP)

I’m Not a Blonde ist ein italienisch-amerikanisches Duo aus Mailand. Chiara Castello und Camilla Benedini schreiben Electro-Art-Pop-Songs, die ihre vielen verschiedenen Einflüsse vereinen: Beats und Synthesizer aus den 80ern, Brit-Punk-Gitarren und Melodien aus den 90ern, um eine eigene Welt zu schaffen. Ihre Musik und ihre Live-Auftritte basieren auf einer Mischung aus den beiden unterschiedlichen Persönlichkeiten: Camilla ist Architektin und liebt einen klaren, schlichten Stil, während Chiara, die Kunst studiert hat, lieber ein bisschen Lärm und Unordnung um sich herum hat. Ihre musikalische Welt spiegelt den Wunsch wider, ein Gleichgewicht zwischen verschiedenen Aspekten von Erfahrungen und Wahrnehmungen zu finden, darunter Humor und Melancholie, Minimalismus und Art-Pop, digital und analog, Leichtigkeit und Ernsthaftigkeit.

Die Single „1984“ ist frei von dem gleichnamigen Buch von George Orwell inspiriert: es geht um die Unterdrückung von Gefühlen, um die Kontrolle und darum, dass man die Redefreiheit und die Essenz des eigenen Seins nicht unterdrücken kann. Der Protagonist des Songs (wie auch im Buch) begegnet der Dunkelheit und der Verdrängung und muss seine Gefühle so sehr verbergen, dass er sich auf die Zunge beißt, um eine Lüge zu vermeiden. Aber es kommt ein Moment, in dem das Gefühl so stark ist, dass es sich nicht mehr verstecken lässt, und so bricht es aus: „The warmth / The call / I surrender“ – und dann kommt die Liebe: „I feel the love“.

Dazu ist die Single ist auch ein persönlicher Song, geschrieben aus der eigenen Erfahrung der Identitätssuche und Auseinandersetzung mit dem Queersein. Chiara sagt: „Beim Schreiben dieses Songs fühlte ich eine starke Verbindung zu meiner Erfahrung und Entdeckung, als Teenager homosexuell zu sein,  und dem Kampf, meine Identität zu finden und sie auszudrücken. Ich verband mich auch mit der Angst, sich „anders“ zu fühlen und sich dem Urteil anderer Menschen auszusetzen. Es ist ein Aufruf, den zerbrechlichsten Teil von sich selbst an die Hand zu nehmen – ‚Nimm meine Hand, Angst und Stolz‘ – und durch diese Gefühle und das Leben zu gehen.“

Mit seinem dunklen Sound ist „1984“ die perfekte Einleitung der EP „Welcome Shadows“, die eine Reise vom Schatten zum Licht darstellt. „Welcome Shadows“ handelt auch von Reflexionen, Angst, Wut und Traurigkeit. „Eine notwendige Reise, ja, denn nur wenn wir die Schatten willkommen heißen, können wir das Licht sehen.“– so I’m Not a Blonde. Musikalisch ist „Welcome Shadows“ von einem starken elektronischen Feeling geprägt: Die Synthies sind kraftvoll und dominierend, während die Gitarren eine eher perkussive Rolle spielen. Das Duo hat zudem Tonhöhenverschiebungseffekte für Chiaras Gesang genutzt, was die Idee der Dualität (weiblich und männlich) und den Wunsch, frei mit Geschlechterrollen und Identität zu spielen, zum Ausdruck bringt.

Die EP ist der erste Teil eines größeren Projektes und wird von Teil 2 „This Is Light“ im Frühjahr 2022 gefolgt.

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Foto: Alessia Cuoghi


Wet Leg – Too Late Now & Oh No

Nachdem sie zwei der besten Singles des Jahres veröffentlicht hatten, wurden Rhian Teasdale und Hester Chambers von Wet Leg von ihrer Heimatinsel Isle of Wight in ausverkaufte Hallen und Festivalzelte in ganz Großbritannien katapultiert und sorgten überall für Begeisterung. Jetzt freut sich das Duo, neben der Ankündigung ihres Debütalbums „Wet Leg“ das am 8. April auf Domino erscheint, auch zwei neue Songs vorstellen zu können.

Die neuen Songs heißen „Too Late Now“ und „Oh No“. „Too Late Now“ zeigt eine eher introspektive Seite des Duos, wenn Teasdale gegen Dating-Apps und Fernsehen in einer chaotischen, trostlosen Welt wettert, bevor sie sich ironisierend darüber erhebt und sich für ein Schaumbad entschließt.

Auf „Oh No“ erkunden Wet Leg die deprimierenden Momente zwischenmenschlicher Kommunikation im digitalen Zeitalter. „Kennst du das, wenn du mit jemandem zu Abend isst und derjenige auf sein Handy schaut und einfach… weg ist“, sagt Rhian. Es ist ein Sci-Fi-Film aus den 80er Jahren in zwei Minuten und 29 Sekunden destilliert.

Rhian Teasdale erklärt, was sie zu „Too Late Now“ inspiriert hat: „Es geht um das Schlafwandeln ins Erwachsensein. Ich hätte nie gedacht, dass mein Leben als Erwachsener so aussehen würde, wie es jetzt ist, und ich denke, dieser Song reflektiert einige der Zwänge und Herausforderungen des Lebens. Manchmal bin ich sehr in mich gekehrt und alles kann sich sehr überwältigend anfühlen. Ich glaube, in diesem Song geht es darum, zu akzeptieren, dass sich das Leben von Zeit zu Zeit ein bisschen beschissen anfühlt. Aber vielleicht sollte man diesem Gedanken nicht zu sehr nachgeben. Nimm dir einfach etwas Zeit für dich selbst. Atme tief durch. Nimm ein Bad. Vielleicht fühlst du dich dann ein bisschen besser.“

Das Video zu „Too Late Now“ – in Regie von Fred Rowson – zeigt die Band, wie sie aus dem Weltraum gebeamt wird, um das Schaumbad der Erleuchtung zu suchen, wobei sie passend in Bademäntel gekleidet ist und Gurkenscheiben im Gesicht trägt.

Von Anfang an stand für Wet Leg der Spaß im Vordergrund, und ein trockener Sinn für Humor zieht sich durch das Album. „Ich wollte lustige Songs schreiben, ich wollte nicht zu sehr in traurigen Gefühlen schwelgen, ich wollte Sachen schreiben, die Spaß machen, zu hören und zu spielen. Aber dann sickerte auch das Traurige durch.“, verrät Rhian.

Wet Leg ist traurige Musik für Partygänger und Partymusik für traurige Menschen. Es ist kathartisch und fröhlich und punkig und schäbig und vor allem macht es Spaß. „Wet Leg sollte ursprünglich einfach nur lustig sein“, sagt Rhian. „Als Frau wird so viel von dir verlangt, aber dein einziger Wert besteht darin, wie hübsch oder cool du aussiehst. Aber wir wollen albern und ein bisschen unhöflich sein. Wir wollen Songs schreiben, zu denen die Leute tanzen können. Und wir wollen, dass die Leute eine gute Zeit haben, auch wenn das vielleicht nicht immer möglich ist.“

Wissenswertes:

  • Die bisherigen Singles „Chaise Longue“ und „Wet Dream“ haben zusammen über 8,5 Millionen Streams und mehr als 3 Millionen Views auf YouTube, 2 BBC 6 Music A-Lists, Auftritte bei Later… with Jools Holland und die Auszeichnung als einer der Vevo DSCVR Artists To Watch 2022 und Amazon Artists To Watch 2022 sowie „Too Late Now“ als BBC Radio 1’s Hottest Record erreicht
  • Nachdem ihre UK-Tournee im April 2022 bereits ausverkauft ist, haben Wet Leg im Rahmen ihrer Rolle als Botschafter der Independent Music Week eine Reihe intimer regionaler UK-Termine bestätigt. Die Band wird im nächsten Monat auch in die USA reisen, um dort ihre ersten Shows zu spielen, und hat nun eine Tour für März 2022 in Nordamerika angekündigt

:Im Mai 2022 kommen Wet Leg auf Tour nach Deutschland:

  • 05.2022 Köln, Jake
  • 05.2022 München, Milla
  • 05.2022 Berlin, Berghain/Kantine

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