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Les Maries – Wir Brauchen Heute Nicht Mehr Rauszugehen
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Les Maries – Wir Brauchen Heute Nicht Mehr Rauszugehen

Auf dem dritten Album von Les Maries verschmelzen Kunst, Musik und Schriftstellerei zu wunderbaren Chansons, die an Orten basieren wie in der U-Bahn, auf Mauern aus Waschbeton, unter Lampions oder zeitlos im Warteraum der Liebe bis hin zur Schwerelosigkeit der Träume. An „Wir Brauchen Heute Nicht Mehr Rauszugehen“ haben Les Maries drei Jahre lang gearbeitet. Und das kann sich hören lassen.

Das Duo Les Maries hat sich ausgezeichnet aufeinander abgestimmt. Beide brillieren als Multiinstrumentalisten in ihrem musikalischen Fachgebiet. Begleitet wird die nuancierte tiefe Stimme der Deutsch-Französin Marie Laure Timmich durch Gitarre, Banjo, Glockenspiel und Lap-Steel-Gitarre von Klaus Sieg. Auch zeichnet sich die Sängerin an Keyboard, Akkordeon, Klavier und Djembé aus.

Marie Laure Timmichs Gesang ist eine Symbiose aus rauchig und weichem Vokal, der mich an Hildegard Knef erinnert. Frau Knef konnte ihre Lyrik, Stimme und das Chanson im Ganzen fusionieren lassen. Auch auf Marie Laure Timmich trifft dies zu. Nur ist die verschlungene Lyrik auf diesem Album nicht so einfach zu verstehen. Die Texte sind für mich keine leichte Kost. Diese musste ich mehrmals durchlesen, um zu erkennen, um was es geht, was Les Maries aussagen möchte. Es dauerte eine kleine Weile an Hingabe, bis ich es nach einem intensiven Lyrikstudium verstand. Chanson ist nun mal ein pikantes Genre.

Die Texte gleichen kleiner Kurzgeschichten. Les Maries umwirbt ihre Prosa mit lebendigen Metaphern. Hierbei wird Deutsch mit französischer Spezialität vereint. Dadurch versieht Les Maries das Album „Wir Brauchen Heute Nicht Mehr Rauszugehen“ mit einem Geschmack an süßlicher Romantik, melancholischer Poesie sowie mit einem Happen Humor.

Die Unterhaltungslieder erzählen von einem amourösen Aufenthalt in einem Hotel („Hans“), auch von einer unerfüllten Liebe („Hier“). Nach einem Strandspaziergang wird unter einem Lampion getanzt, während eine Kapelle für sie ein Lied spielt („Kapelle Grau“).  „French Connection“ beschreibt einen verliebten Blick im Zug, mit dem sehnsüchtigen Wunsch auf Zweisamkeit, jedoch wird die Singende nicht wahrgenommen.  In dem Lied „Kreisel“ dreht es sich um Gedanken, die ununterbrochen kreisen wie ein Kreisel, mit dem ein Kind gerade spielt. Während im „Warteraum der Liebe“ die Zeit stillzustehen scheint, indem die Liebende verträumt ausharrt. Es wird dennoch die gemeinsame Zeit genossen, sodass das Paar zu sich sagt: „Wir Brauchen Heute Nicht mehr Rauszugehen“.

Produziert wurde dieses Album von Tobias Levin im Hamburger Electric Avenue Studio. Mit dabei waren David Young (Element of Crime), diesmal nicht als Produzent, sondern als Bassist, Jochen Reich (Percussion, Drums) und Hans-Georg Spiegel (Posaune).

Das Ergebnis dieser Arbeit holt die großen und kleinen Bühnen, auf einen schicken Silberling gepresst, direkt ins Wohnzimmer.


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