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Annemaríe Reynis – Wasteland (2018)
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Schmuckkästchen

Annemaríe Reynis – Wasteland (2018)

Die EP „Wasteland“ wurde 2018 veröffentlicht, die in Zusammenarbeit mit dem Dresdner Musiker und Produzenten Ludwig Schmutzler entstanden ist. Dabei wurden auf der EP sieben Songs ausgezeichnet arrangiert. Annemaries Liebe zu den isländischen Nordlichtern ist hörbar. Als sie eine schöne Zeit in Island erlebte, hat sie u.a. die Liebe zum nordischen Gefilde in ihre Musik mit einleuchten lassen. Denn sobald sich Annemaríe Reynis ans Keyboard setzt oder die Gitarre liebevoll zupft und dabei ihre komponierten Songs vorträgt, sind ihr Gesang sowie der lyrische Inhalt sehr ausdrucksstark wie auch berührend, und genauso wunderschön wie die Leuchterscheinungen aus der Polarregion.

All ihre veröffentlichten Songs haben, und sind, von Bedeutung. Die Intensität in der Gestaltung, auch in und mit ihrem gefühlvollem Gesang, lässt sie Hörer:innen aus dem stressigen Alltag entfliehen. Die gebürtige Dresdnerin ist besonders darauf bedacht, ihrer Musik ein gewisses Etwas zu geben, sodass jeder Song auf „Wasteland“ eine detailverliebte Zeremonie zu ihrer Lyrik ist. Ihre Songs wehen in der Basis zwischen getriebener Zerbrechlichkeit, die berührt und Mut machender Kraft, die wiederum energetisiert.

Ihre führenden Instrumente wie Gitarre, Viola und Key vereint sie zusammen mit zarten elektronischen Effekten, die ab und zu mit Drums oder Percussion unterlegt werden. Ihre Lyrik bewegt sich zwischen Verzweiflung und Hoffnung, Festhalten und Loslassen, Liebe und Sehnsucht – mit allen Ambivalenzen, die das Leben zu bieten hat.

Mit aufwühlenden Riffen, und einem wundervollen stimmlichen Konzept, beginnt die EP mit einer inneren Vibration. Im titelgebenden Song „Wasteland“ geht es um eine Beziehung, die nie gedeihen wird. Eine Egomanie bezeichnet sich selbst als Gott und unterdrückt das Gegenüber. Treibende Drums versuchen die Kälte zu verbannen und ganz zum Schluss fragt eine Ukulele in ihrer schönsten ambivalenten Form, ob es endlich vorbei ist.

In „The Last Voyage“ wird Annemaríe Reynis von Friedemann Spindler begleitet. Es ist die letzte Reise mit sehnsuchtsvollem Blick zurück. Es klingt nach Fernweh, wo es wahrscheinlich eines Tages kein Ticket zurückgeben wird. Um Zerrissenheit geht es in „Can’t Stand The Cold“. Inmitten des Songs baut sich eine Dringlichkeit auf, indem der Gesang mit Backgroundvo-calls verstärkt wird und die Kälte vertreibt.

In „Desert Rose“ geht es um eine Wüstenrose, die ohne Wasser und Erde leben kann. Doch wenn sie in Wasser gelegt wird, entfaltet sich eine wunderschöne Pracht. „The Sound Of Walking Away“ ist ein trauriges Stück, indem es um das Loslassen eines geliebten Menschen geht. Dieses Lied ist so wunderschön beschrieben, dass es einem eine Träne ins Auge treibt.

In „Naturally“ wird quasi ein fahrender Zug beschrieben, der natürlich nicht anhalten soll. Es ist ein Beziehungssong, indem das richtige Gegenüber gefunden wurde. Wobei im letzten Song „Another  Sweet Mistake“ das Gegenteil eintritt. Hier wurde das Thema „sehr hübsch verarscht worden sein“ wunderbar lyrisch verpackt.

Annemaríe Reynis erschaffte auch mit „Wasteland“ beseelte Musik, die sie selbst auch auf der Bühne ausstrahlt. Ihre visuellen Songs begrüßt sie stets mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen. Musikalisch tragen ihre Songs reale Geschichten, die sie voller Intensität, Herz und Herzblut komponiert.

*** Meiner Ansicht nach wird Annemaríe Reynis Musik völlig unterschätzt. Ihr sollte mehr Aufmerksamkeit zuteilwerden. Was ich so toll an ihr finde ist, dass wenn es uns beiden mies geht, weil es gerade mies läuft, dann verschanzen wir uns in die Musik, nur mit dem Unterschied, dass sie sie schreibt und ich darin eintauchen darf. Annemaríe Reynis Musik ist ein Geschenk! Und sie ist ein Schatz!


Foto: Female Voices