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Cowboy Junkies – Songs Of The Recollection
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Reviews Nashville Sound

Cowboy Junkies – Songs Of The Recollection

Für die Cowboy Junkies strahlen Songs, die sie gerne hören, eine besondere Kraft aus. Daraufhin gehen sie intensiv auf ihre musikalischen Lieblinge ein und wertschätzen diese, indem sie sie in ihrer musikalischen Art neu deuten. Mit ihrer Liebe und Hingabe zu den Songs entsteht etwas Wundervolles. Ergänzend sind sie darin enorm erfolgreich. Das liegt daran, dass die Cowboy Junkies keine „normale“ Coverband sind, zumal sie auf ihrer einzigartigen Weise Songs covern, die sich anhören, als wären diese aus ihrer persönlichen Feder entsprungen.

Für die Band hatten Eigeninterpretationen von Songs, die sie selbst begeisterten, schon immer eine große Bedeutung: „Lange bevor wir selbst als Musiker aktiv wurden, waren wir Musikfans. Wir sind nicht jammend am Küchentisch aufgewachsen. Wir sind damit aufgewachsen, gemeinsam um den Plattenspieler herumzusitzen, uns durch die Plattensammlungen der anderen zu hören. Das war die Leidenschaft, die wir teilten. Deshalb sind uns Cover von Songs, die uns als Fans und Künstler beeinflussten, so wichtig.“

Das Coveralbum „Songs Of The Recollection“ – Lieder der Erinnerung – liegt entschieden in der DNA der Band, die mit einer Mixtur aus Rock, Country sowie Elementen von Alternative, Folk bis hin zu Singersongwriter eine weitere Unsterblichkeit verleihen, wie die Originale es bereits taten. Ebenso erschufen die Cowboy Junkies kleine Lichter, die in Mark und Bein gehen. Auch mit diesem meisterlichen Werk der Neudeutungen diverser Songs aus unterschiedlichsten Charakteren, überraschen sie wie kaum eine andere Band.

„Unser Ziel war es immer, Musik zu machen, die den Hörer so ergreift, wie uns die Musik der Künstler ergriffen hat, die wir verehren. Auf ‚Songs Of The Recollection‘ befinden sich Songs von Künstlern, die in den zurückliegenden fünfzig Jahren ihren Weg in unser Leben und schließlich in unser Repertoire gefunden haben.“

Die Cowboy Junkies gruben tief in ihrer Erinnerungsschatulle und legten den auserwählten Stücken ein neues Gewand um, welches in Demut mit viel Herz und Seele musikalisch maßgeschneidert wurde. Gleich die erste Single ist ein bedeutendes Highlight und zollt einem legendären und unvergessenen Chamäleon der Musikwelt Respekt: Der Opener des Albums ist keinem geringerem gewidmet als David Bowie. „Five Years“ ist ein gewaltiger, wütender wie auch emotionaler Song. Darin geht es um die Beobachtung wie die Erde zerstört wird und um den Zusammenbruch der Zivilisation. David Bowie hinterfragte einst in diesem Song das Leben. Sängerin Margo Timmins setzt mit ihrer perfekt inszenierten Stimme den Eröffnungssong authentisch, eingängig und ebenso aufwühlend um, wie das Original. „Five Years“ ist ein gelungenes Cover, genauso wie „Ooh Las Vegas“ von Gram Parson.

Doch trat Gram Parsons „Ooh Las Vegas“ in der Cowboy Junkies Version intensiver zum Vorschein. Ein geschlechtsbezogenes Wort wurde ersetzt, um der Lyrik die ausdrucksstarke Persönlichkeit zu verleihen, dem es mit dieser Ausführung gebührt. Daneben wurde aus einen eiligen Getrappel eine weilende Sanftmut. Nicht einmal Gram Parson konnte zusammen mit Emmylou Harris solch eine Atmosphäre erschaffen wie Margo Timmins mit ihrer Stimme inklusive der instrumentalen Leistung der Band. (– So hätte „Ooh Las Vegas“ klingen sollen. Auch besitzt der Song durch übereinandergelegte Vocals einen Girl-Group Touch.)

„No Expectations“ ist ein Song des Autorenduos Mick Jagger und Keith Richards, die bereits Marianne Faithfull mit zwei Songs zum Erfolg verhalfen. Um „No Expectations“ werden sich die Fans garantiert streiten, welche Vertonung mehr erstrahlt. – Nur, mal ganz ehrlich, beide Aufnahmen sind wertvoll in ihrer Grandiosität. Inhaltlich wurde ein Herz aufgrund vertaner Liebesmüh sehr verletzt. Ohne Erwartungen fährt der Gebrochene durchs Land ohne anzukommen.

„The Way I Feel” von Gordon Lightfoot ist ein wehmütiges Stück, worin die Einsamkeit besungen, doch mit der Cowboy Junkies Version das Alleinsein angenommen wird.

„Marathon” wurde von Vic Chesnutt geschrieben und gemeinsam mit Andy Maize neu aufgenommen. Die Gitarren erzittern, während Margo & Andy dieses Stück als Ballade im Duett zelebrieren und bestens zur Geltung bringen. Der Song erzählt von einer Schwere, von der sie umgeben sind und die Last, die sie zu tragen haben.

Im traurig klagenden Trübsal erklingt schwermütig The Cures „Seventeen Seconds”. In diesem melancholischen Song geht es um die eine Chance, die innerhalb von 17 Sekunden verpasst wurde. Margo Timmins trägt diese Werk in sich versunkend vor, und eine Gitarre säuselt die Melancholie.

Mit „Songs Of The Recollection“ laden  die Cowboy Junkies  ein, auch die neuen Schmuckstücke bei sich zu tragen. Ferner erzeugen die Songs eine vertraute Umgebung, in der man sich verlieren kann. Die erlesenen Stücke strahlen eine enorme Kraft aus, die beeindruckend ist. Dazu schafft es Margo Timmins mit ihrer Stimme jede Gefühlsregung zu aktivieren. Die Melodien, die die Cowboy Junkies zu ihren eigen machten, erzeugen einen wohligen Rahmen, der sich schwelgend wie auch tanzend anfühlt.

***Auch wenn es Songs sind, die sie meines Erachtens nach „aufbesserten“, verrät es den vielfachen Kennerblick der Band. Wenn man es nicht wüsste, dann würden die Songs als eigene  hervorgehen.


Wissenswertes:

  • Die Cowboy Junkies sind Margo Timmins (Vocals), Michael Timmins (Gitarre & Ukulele), Peter Timmins (Drums) und Alan Anton (Bass & Keyboards)
  • Seit der Gründung im Jahr 1985 veröffentlichen die Cowboy Junkies regelmäßig Alben, Live-Alben oder Compilations
  • Ihr 1989er-Album „The Trinity Session“ (von der Los Angeles Times als ‚one of the 10 best albums of 1988‘ bezeichnet) enthielt den Song „Sweet Jane“ (Original: Velvet Underground), den Regie-Legende Oliver Stone für seinen Erfolgsfilm „Natural Born Killers“ verwendete
  • Die Cowboy Junkies gelten als Begründer des Alternative Country
  • Über die Jahrzehnte ihres Bestehens wechselten Cowboy Junkies nie ihre Besetzung. Für Aufnahmen und Live arbeiten sie zudem häufig mit Gastmusikern, u. a. dem Multiinstrumentalisten Jeff Bird
  • Foto: Heather Pollock

    Ihre Alben erhielten  Platin und Gold, was den Status der Band als Legenden des Musikbusiness unterstreicht

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