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Elen – Blind über Rot
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Elen – Blind über Rot

Elen folgte ihrem Ruf. Der Ruf des klingenden Liedes. Als Straßenmusikerin fand sie einst ihr musikalisches Domizil. Sehr viele Winter lang sang, spielte und fror sie auf der Straße. Bedrückt durch die Behörden verließ sie diese. Sie erfuhr prägende Begegnungen mit anderen und sich selbst. Die meisten flüchtig für ein paar Minuten im Vorbeigehen. Einige waren nicht sesshaft und trotzdem dauerhaft unter der Haut. Andere wiederum bleibend, für immer, im Hier und Jetzt. Mittlerweile ist sie bei einem Label am Ziel ihrer Leidenschaft angekommen und muss nicht mehr frieren oder halb verhungern.

Schließlich ist „Blind über Rot“ draußen. Durch die Pandemie Dramatik ist viel Zeit hingegangen, denn das Album wurde um zwei weitere Monate verschoben.  Elen schrieb drei Jahre an den Songs und musste nun noch weitere zwei Monate des sehnsüchtigen Wartens ertragen. Damit war sie in guter Gesellschaft, denn auch ihre Fans mussten diese Geduld mit aufbringen. Jeder einzelne Song war des Wartens wert.

Das Album ist definitiv etwas Besonderes geworden. Mit ihrer Gitarre zelebriert sie Deutsch-Pop Songs, die aus dem Leben gegriffen sind, mit stillen und persönlichen Erfahrungen.  Jeder Song besitzt seine eigene Kraftquelle, die persönliche Realität, eine treffende und sichere Struktur in der musikalischen Gesamtheit.

Das Album „Blind über Rot“ bietet eine Bandbreite an Themen, die unser aller Leben schreibt. Ihre Geschichten drücken unterschiedliche Momente, wie Beziehungsprobleme, verzwickte Darstellung der Zukunftsperspektive etc. aus. Je nach dem wo man gerade ist, gibt es einen Song, der das innere Gefühl beschreibt und dich dort abholt, wo du gerade bist. Durch die lebensnahen Songs beschert sie unvergessliche und zeitlose Liedmomente, die das Innere fühlen lassen.

Ihr erstes über Crowdfunding finanziertes Album „Elen“ war englischsprachig. Ein Album in ihrer Muttersprache zu schreiben war eine bewusste Entscheidung. Ich könnte auch meinen, dass es bei ihr eine Eingebung war. Bei ihr war es so, dass sie immer gerne schreiben wollte. Hinter Fremdsprachen kann man sich gut verstecken, dann ließ sie das Texten dazu sein, da sie auch merkte, dass ihr im Schreiben etwas fehlte. Aber seitdem sie ihre Themen und das, was sie bewegt, in deutscher Sprache verfasst, ist es um einiges persönlicher geworden. Es erfordert viel Mut sich so verletzlich zu zeigen. Und erzeugt eine erstaunliche Authentizität.

In einer Fremdsprache konnte sie sich nicht so ausdrücken wie in ihrer Muttersprache. Dass sie sich nicht versteckt, beweist sie mit diesem hervorragenden Album. Und dass sie eine äußerst talentierte Songschreiberin ist ebenfalls. Ihr deutschsprachiges Debüt ist leicht zu hören und reich an emotional intelligenten Texten zum Mitsingen.

Der Auftakt lanciert mit „Liegen ist Frieden“. Den Unwillen aufstehen zu müssen, um zu tun, um zu lassen, um zu gehen, um zu schaffen. Doch der Frieden bleibt im Liegen. Das ist ihr Geschenk an die Welt.

„Egal“ ist ein aneckendes Lied, zwiegespalten, treibend, tanzbar. Es sind zwei Welten, die im Song den Schritt in die Eigenverantwortung raus aus der Ignoranz aufzeigen. Damit ermöglicht sie dem, der wirklich zuhört, vollkommen neue Wahrnehmungen.

In „Blind über Rot“, welches auch zur Namensfindung des Albums diente, geht es um Grenzüberschreitungen. „Der Ausspruch „Blind über Rot“ ist schon gewaltig. Es hat mit Schmerz zu tun. Die Grenzen werden überschritten, nicht nur die eigenen, sondern auch die vom gegenüber – ohne darüber nachzudenken, welche Konsequenzen bestehen werden. Durchzug und ich mach das, was ich will und es ist mir egal, wie du dich dabei fühlst.“, erzählte mir Elen im Interview im März 2020.

 „Fünf Meter Mauern“ projiziert im Inneren WIRK(sam)lich Mauern. Die Musik dazu gibt dem noch den virtuellen, krachenden Aufbau. Dieses Lied ist ihr persönlichstes Stück. Im Interview sagte sie: „Es ist einfach dieses Bild sich eine Mauer zu bauen, sich selber unverletzbar zu machen. Es ist im Prinzip so, wie „sich eine Maske aufsetzen“. Dass die Umwelt nur bestimmtes zu sehen bekommt, anderes wird zurückgehalten. Es gibt Bereiche eines Menschen, um die er eine Mauer drumherum zieht. Er spricht nicht darüber, lässt keinen an sich heran und zeigt diese auch nicht. Das sind die „Fünf Meter Mauern“, unüberwindbare Mauern.“

„Andere Arcaden“ ist eine ergreifende Geschichte von der Straße mit tiefgründigem Hintergrund. „Lass uns ja nicht drüber reden“ ist ein Ego Song unterschiedlicher Menschen, die sich selbst belügen.  Mit einem echt coolem „Happy End“, einem Liebeslied, endet ein universelles Debüt, welches gerne erneut gehört werden darf.

Sie strahlt ihre Lieder aus. Die Songs, sowie die Videoauskopplungen, haben ihre eigene, unverkennbare Dynamik. Mal im poppigen Gewand, mal in empfindsamer Zartheit. Dazu gibt ihre markante, unverwechselbare, wohlklingende und kräftige Stimme den Rhythmus an.

„Blind über Rot“ bringt zwölf Glanzlichter zum Vorschein. Die Aufmachung des Albums ist im klimaneutralen Gewand gehalten. Auf Recyclingpapier sind Bilder und Songtexte gedruckt. Wer Elen auf Instagram folgt, weiß, wie sehr sie mit der Natur verbunden ist. Mit ihrem deutschsprachigen Debüt unterstützt sie „Die Arche – Christliches Kinder- und Jugendwerk e.V.“, die sich besonders für Kinder aus sozial benachteiligten Verhältnissen engagieren.

Fazit: Das nenn‘ ich mal ein deutschsprachiges Debüt! Es ist wie Elen selbst, anders als all das, was es schon gibt.

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